Glück ist leicht, oder?

Neues Jahr, neues Glück. Oder? Das mit dem glücklichen Leben ist aber ja immer so eine Sache. Irgendwie sind wir ja alle auf der Suche danach, wenn wir „es“ noch nicht gefunden haben. Wobe die Vorstellung von „ihm“ sicherlich oft genauso im Nebel liegt, wie gerade die Karlsruher Strassen vorm Fenster. Denn was ist schon ein glückliches Leben?

Ich hab in 2014 irgendwann begonnen Glücksmomente aufzuschreiben und zu sammeln, und wenn ich diese nun rückblickend auspacke und durchstöbere,  sind viele davon auf den ersten Blick „Kleinigkeiten“, die mich aber glücklich gemacht haben – nicht für immer und ewig, aber für den Moment, den Augenblick. Aber vielleicht ist Glück genau das?

Das schöne Gespräch mit einem guten Freund. Die durchtanzte Nacht. Die Butterbrezel zum frischen Kaffee. Die Sonne am Morgen. Die Cabriofahrt über die Alpen. Das Konzert, bei dem der Funke überspringt. Der Workshop, bei dem die Teilnehmenden  am Abend mit einem Lächeln auf den Lippen nach Hause gehen. Das nett gemeinte Kompliment, das auch so ankommt. Der Kuss nach einer schönen Nacht. Eine echte Umarmung. Das Schaukeln auf dem Spielplatz.

Was waren denn Deine Glücksmomente im vergangenen Jahr?

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Roger Cicero hat das in „Glück ist leicht“ auch sehr passend beschrieben:

Ein Knistern von Vinyl
Die erste laue Frühlingsabendluft
Ein unverhofft freier Tag
Der langersehnte Regen im August

Der Abschied auf dem Bahnsteig
und das Wiederseh’n danach
Ein missglücktes Kompliment
und wenn sie trotzdem drüber lacht
Glück ist leicht

Deiner heimlich große Liebe
nach all den Jahr’n zur Hochzeit zu gratulieren
Glück ist leicht
Der Moment in dem Du siehst
um zu wachsen musst du manchmal auch verlieren
Glück ist leicht

Wenn dich jemand zu gut kennt
Ein ernst gemeintes „tut mir leid“
„My funniest valentines“ von Miles
und ein Tanz zu zweit
Glück ist leicht

Du kannst es anschrei’n und verfluchen
und verzweifelt nach ihm suchen
Wenn du’s erzwingen willst, dann bleibt es unerreicht
Kannst dich in deiner Suche baden
und es mit Tiefsinn überladen
Es löst sich einfach auf, wenn du nach ihm greifst

Eine Straße deiner Kindheit
Eine Melodie, die sich von selber singt
Glück ist leicht
Wenn du mit den Tränen kämpfst
und dich ein guter Freund zum Lachen bringt
Glück ist leicht

Deine alte Lieblingsjacke
die dein Sohn auf einmal trägt
Der Moment, in dem er dich
zum ersten Mal beim Fußball schlägt
Glück ist leicht

Du kannst es anschrei’n und verfluchen…
Glück ist leicht…

Wenn du ganz alleine bist
und der nächste Mensch ist meilenweit entfernt
Wenn dein großer Plan aufgeht
und du merkst wie du grad‘ loszulassen lernst

Eine lange Nacht zu Ende
und ein neuer Tag fängt an
Das Gefühl es gibt da Dinge
die man nicht erklären kann
Glück ist leicht

In diesem Sinne wünsche ich mir und allen in 2015 nicht nur „glücklich zu sein“, sondern ganz ganz viele einfache und echte Glücksmomente.

Aber Vorsicht – ab und an verpasst man die bei aller Umtriebigkeit im Alltag ganz schnell – also immer schön wachsam sein, denn Glück kann ganz leicht sein.

„Augen auf. Ohren auf. Herz auf.“

IMG_6420_web-001Gina Schöler, Glücksministerin und Kommunikationsdesignerin M.A.
„Seit 2014 führe ich als selbständige Kommunikationsdesignerin und Glücksministerin, die sich mit ganzem Herzen dem Glück und der Gestaltung widmet, diese großartige Kampagne weiter. Als Kommunikationsdesignerin behandle ich das Thema „Glück und Wohlbefinden“ von einem ganz anderen Blickwinkel aus: Mit viel Kreativität, spielerischem Herangehen, Humor und Interaktivität fordere ich mit dieser Kampagne die Menschen heraus, sich mit diesem wesentlichen Thema zu beschäftigen. Als Glücksministerin möchte ich mit meiner Arbeit einen sinnvollen, nachhaltigen und glücklichen Beitrag zu unserer Gesellschaft leisten. Im Rahmen dieser Tätigkeit biete ich u.a. Seminare, Workshops, Vorträge und Veranstaltungen an, die zu den Ideen und Zielen der Kampagne „Ministerium für Glück und Wohlbefinden“ beitragen.“
 

Jochen: Hi Gina, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit nimmst für ein Interview. Du strahlst wie immer mit der Sonne da draussen um die Wette, darum erübrigt sich meine erste Frage vielleicht fast schon: wann warst Du zuletzt glücklich?

Gina: Ich habe das große Glück, eine kleine Pausen-Heldin zu haben, die mich regelmäßig daran erinnert, abzuschalten, rauszugehen und die kleinen Momente wertzuschätzen. Gretel ist ein fröhlicher Straßenmix aus Rumänien und weiß das Leben wirklich zu schätzen. Und wenn man gerade wieder vertieft in die Arbeit ist und sie dich anstubst, ist die Welt in Ordnung, egal, wie hektisch es gerade außenrum ist. Das letzte Mal glücklich war ich heute Morgen (Montag!) – eine Powerwoche liegt vor mir, aber wenn man im Nebel am Neckar entlang läuft und die Sonne sich durchkämpft, kann man nur glücklich sein.

Jochen: Was heißt es denn für Dich „glücklich“ zu sein?

Gina: In eben diesem Moment zufrieden sein, sich wohl fühlen, den Kopf auch mal abschalten können (nicht immer leicht…), Sorgen vergessen, dem Leben vertrauen, das Positive sehen und stärken, anderen etwas Gutes tun, Freude in den kleinen Dingen finden. Glücklich sein bedeutet für mich, die Balance für mich persönlich zu finden zwischen Gas geben und bremsen, Freude und Unglück, Ruhe und Aktion. Auf sein Bauchgefühl hören, Wünsche erfüllen, Entscheidungen treffen, im Hier und Jetzt leben.

Jochen: Du möchtest mit Deinem Ministerium für Glück Menschen dazu ermutigen um- und neu-zudenken. Wie ist diese Initiative entstanden?

Gina: Das ganze Projekt entstand aus einer Semesteraufgabe im Masterstudiengang Kommunikationsdesign an der Hochschule Mannheim im November 2012. Ich feiere mit dem MfG also 2jähriges, Wahnsinn!
Aufgabe war es, eine Kampagne zu gestalten, die in unserer Gesellschaft einen Wertewandel initiiert, anstößt und begleitet. Wie können wir auch in Zukunft nachhaltig, gut und somit auch glücklich leben? Was müssen wir dafür tun und ändern? Sich auf das Wesentlich zurückbesinnen, nicht im Hamsterrad durchdrehen, vor lauter Konkurrenz- und Leistungsdruck den Blick für das Schöne im Leben verlieren… So ist die Metapher des MfG entstanden, anhand der die große Frage nach dem guten Leben transmedial nach außen kommuniziert wird und Deutschland sich auf kreative Weise fragen kann, was uns denn eigentlich glücklich macht.

Jochen: Ja, was macht uns denn glücklich? Kann man „glücklich sein“ vielleicht sogar lernen?

Gina: Ja, definitiv. Üben kann man es zumindest prima! Hier verweise ich gerne auf das Glücksspiel des MfG, es enthält mittlerweile bis zu 75 verschiedene Alltagsaufgaben, die einem mit den verschiedensten Mitteln klarmachen, wie einfach es sein kann, etwas für das eigene und das Glück der anderen beizutragen. Manchmal ist es der selbstgebackene Kuchen, der Tag Auszeit, eine Kissenschlacht oder ehrenamtliche Hilfe, eine nette Notiz im Briefkasten oder ein Kompliment. Sich selbst und anderen eine Freude machen, unverhofft und selbstverständlich, macht mächtig Spaß und vor allem nachhaltig glücklich. Und wenn man sich einfach bestimmte Gewohnheiten antrainiert, dann steigert sich das Wohlbefinden maßgeblich!
Und mit einer Portion Kreativität findet man ganz schnell selbst noch jede Menge Aufgaben und Glückspotenzial für den eigenen Alltag!

Jochen: Du bist Glücksministerin UND Designerin und damit auch von Berufswegen kreativ. Was bedeutet es denn für Dich „kreativ“ zu sein?

Gina: Ich finde, kreativ sein bezieht sich nicht nur auf das Gestalterische oder Grafische, es bezieht sich auf fast jede Lebenslage. Querdenken, um die Ecke denken, vorausdenken, mitdenken und vor allem auch -fühlen. Neugierig sein. Wahrnehmen. Wenn man Empathie mit Kreativität vereint, wird es richtig spannend! Vielleicht ist es wirklich das Geheimrezept, was dieses Projekt für mich zu einem „Lebensprojekt“ hat werden lassen, zumindest vom Thema her!

Jochen: Empathie mit Kreativität verbinden, da lacht natürlich mein Design-Thinker-Herz. Und was brauchst Du um kreativ sein zu können?

Gina: Ruhe, Spannung, Aktion, Pausen, Reisen, Menschen, Eindrücke, Sinneswahrnehmungen, Natur – das sind ein paar Sachen, die ich „brauche“ bzw. die mir helfen, neue Ideen entstehen zu lassen. Manchmal reicht aber auch eine Badewanne oder eine Portion Halbschlaf.

Jochen: Macht kreativ sein glücklich?

Gina: Dafür müsste man vielleicht erst einmal „kreativ“ definieren. Aber ich denke, Menschen, die wirklich von innen heraus kreativ sind, Ideen haben, Innovationen entstehen lassen und somit im Flow sind, sind daher auch glücklich. Vielleicht nur für den Moment, in dem die Idee entsteht, aber etwas Neues schaffen und erleben ist ein wichtiger Teil zum Glücklich(er) werden, auch laut der Positiven Psychologie.

Jochen: Oder sind gar nur glückliche Menschen kreativ?

Gina: Nein, das denke ich nicht. Es gab seit jeher schon immer kreative Künstler, die sogar auch schwer depressiv waren. Bei mir persönlich ist es aber so, dass am besten authentische Ideen entstehen, die Hirn und Herz beinhalten, wenn ich mit allem im Reinen, ausgeglichen und fröhlich bin. Wenn dann noch ein gutes Team außenrum ist und man sich gegenseitig die Bälle zuspielen kann, kann eigentlich fast nichts mehr schief gehen.

Jochen: Zu guter Letzt: ein Tipp von der Expertin für ein kleines bisschen mehr Glück?

Gina: Augen auf. Ohren auf. Herz auf.

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