Von Piraten und kreativen Künstlern

Wie sehen Berufsbilder in der IT aus? Was hat sich schon geändert in den letzten Jahren und was wird noch alles passieren? In einer (IT-) Welt in der alle von Digitalisierung, IoT, Big Data oder Machine Learning reden? Und in der mehr und mehr agil, kreativ und in Teams gearbeitet wird?

Die ComputerWoche hat dazu eine Sonderausgabe herausgebracht und ich hatte das Vergnügen dazu befragt zu werden und zu berichten, wie sich mein Berufsbild in den letzten 19 Jahren verändert hat, in denen ich in der IT tätig bin. Hier geht es zum dem Interivew mit mir.

Am Berg nur im Team

Markus Amon ist Bergführer, Bergsteiger, Extremsportler und Flugretter. Ich habe Markus während meiner wunderbaren Wanderung durch das Solu Khumbu kennengelernt und bin im heute noch dankbar, dass er mich mit seiner Ruhe und seinem Wissen sicher auf den Island Peak (6189 Meter) gebracht hat.

Jochen: Hi Markus, Dank Dir für Deine Zeit. Wir haben ja wunderbare Tage im Himilaya gehabt und ich habe Dich dort in den Bergen rund um den Mount Everest absolut in Deinem Element erlebt. Wann hast Du Deine Liebe zu den Bergen entdeckt? Gab es da ein spezielles Erlebnis?

Markus: Ich bin in den Bergen unterwegs seit ich denken kann, mein Opa hat mich sicher dazu gebracht indem er mich schon als ganz kleines Kind dort hin mitgenommen hat…somit ist es für mich ein Lebensinhalt geworden, besser gesagt eine Lebenseinstellung!

Jochen: Was fasziniert Dich daran Berge zu erklimmen oder Ultra-Marathons zu laufen?
Markus: Die Möglichkeit über sich selbst hinaus zu wachsen und sich durch eine gute Vorbereitung so zu konstituieren das man dies tatsächlich ohne sich zu Schaden schaffen kann. Eigenverantwortung und Körpergefühl kombiniert sich in diesem Tun!

Jochen: Wie wichtig ist dass Team bei Deinen Unternehmungen? Und wie gehst Du mit Problemen in Deinen Teams um?

Markus: Ohne ein funktionierendes Team ist eine Unternehmung, eine Expedition ein schwieriges und vor allem einsames Unterfangen. Das Team gibt halt , ein Gefühl von Sicherheit und letztendlich auch Kraft Dinge umzusetzen. Probleme und Reibungspunkte gibt es in jedem Team, das kann beflügeln aber führt nicht angesprochen fast immer zu einem echten Problem. Daher Probleme ansprechen und dabei nicht vorwurfsvoll agieren….. oft genügt es seinem Gegenüber das eigene Empfinden mitzuteilen um Situationen zu entschärfen…

Jochen: Du machst ja auch Solo-Besteigungen? Ist Bergsteigen dennoch Teamwork?

Markus: Ohne Team ginge vieles wie erwähnt gar nicht bis kaum und ein funktionierendes Team ist die Basis für einen Erfolg!. Am Tag X bin ich dann aber gerne „alleine“ unterwegs denn Schnelligkeit ist in der Höhe sehr oft Sicherheit. Ein sogenannter Partner kann dich in ganz großen Höhen sowieso nicht unterstützen. Die Kameradenhilfe ist dort oben definitiv eine Illusion, einzig die für mich befreiende Einsamkeit ist aber doch für viele Gleichgesinnte dort oben „Erdrückend“ und hemmend!

Jochen: Musst Du kreativ sein beim Bergsteigen? Oder vor allem die bekannten Pfade beherrschen und meistern?
Markus: Ich bezeichne es eher als ein situatives Handeln, was eine gewisse Kreativität sicher beinhaltet. Allerdings ist die kognitive Leitsungsfähigkeit in der ganz großen Höhe doch sehr eingeschränkt. Da ist es mir wichtig auf Erfahrungen und vorbereitete“ Rezepte“ zurückgreifen zu können um aus der mir sich bietenden Ist-Situation das maximale herausholen zu können.

SoluKhumbu2015-099

Jochen: Du machst auch Leadership-Trainings für Manager. Was können Manager beim Bergsteigen lernen?
Markus:Ich war und bin immer wieder am Outdoortag bei solchen Trainings als Sicherheitskraft (z.b. bei Abseilübungen) dabei. Viele Dinge für den Management-Berufsalltag können im Outdoor-Teamtraining gelernt werden. Speziell das Vertrauen zu sich selbst aber insbesondere an seine Mitarbeiter spielt dabei immer mehr eine Rolle.

Jochen: Und wieviel Leadership braucht ein guter Bergführer?
Markus: Viel, ohne diese Eigenschaften wird man sehr bald an seine Grenzen kommen. Wenig in Bezug auf die Bergziele, vielmehr im Umgang mit seinen anvertrauten Kunden. „Situationselastisch“ heißt das Zauberwort, aber insbesondere ist es nicht wichtig der Kümmerer für alle zu sein, wichtig ist vielmehr allen die individuell notwendige Unterstützung zur Selbsthilfe zu geben, für Sicherheit zu sorgen, dann stellt sich der Erfolg scheinbar von selber ein…

Jochen: Wenn Du Dir eine Innovation wünschen würdest fürs Bergsteigen? Was wäre das?
Markus: Die Industrie hat schon so viele Dinge die einem das Bergsteigerleben erleichtert auf den Markt gebracht, unvorstellbar für mich ist dabei die Situation unserer bergsteigerischen Vorgänger und Pioniere, mit welch zum Teil primitiven Mitteln sie unterwegs sein mussten. Ich kann mir wenig vorstellen was mir jetzt noch abgeht, aber es wird sicher noch so einiges daherkommen, ich bin mit den jetzigen und verfügbaren Dingen sehr zufrieden!

Jochen: Dank Dir für Deine Zeit und viel Erfolg für Deinen nächsten Gipfelsturmpläne.

_DSC8698

„Du spürst, wenn die Kreativität raus will“

IMG_1974

Der deutsche Trompeter Thomas Siffling ist bekannt für den progressiven Einsatz elektronischer Erweiterungen im Jazz. Seit Jahren gehört zu den Vorreitern und Wegbereitern der „Jungen“ deutschen Jazzszene und machte sich einen Namen bei unzähligen Gastauftritten auf der ganzen Welt (Russland, Indien, Sri Lanka, Kanada und ganz Europa).

Selbst sieht er sich als Grenzgänger, der Genres verbindet und Rahmen sprengt, Jazz und Popmusik aufeinander treffen lässt, diese durch elektronische Elemente erweitert und aber nie seine musikalischen Wurzeln außer Acht lässt.

Thomas Siffling kreiert eine wundervolle, intensive Klangerfahrung, die durch die Verschmelzung natürlicher und elektronischer Sounds entsteht. Eine Klangerfahrung, die nicht zuletzt dank seiner eigenen Kompositionen weltweit Anerkennung findet.

Seit 2004, also nunmehr 10 Jahren, ist er als Kurator für diverse Projekte im Bereich Musik, Kunst und Kultur tätig, immer mit der Maxime Raum für Innovation, Kreativität und Begegnung zu schaffen.

 

Jochen: Hi Thomas, vielen Dank, dass Du Dir Zeit nimmst für ein paar Fragen von mir. Du bist Trompeter, Bandleader, Komponist, hast ein eigenes Label, organisiert Festivals – bei solch einer Vielfalt: ist das mehr Stress oder willkommene Abwechslung für Dich?

Thomas: Na über all zu viel Freizeit kann ich mich sicherlich nicht beklagen –  aber Spaß beiseite: Meine wirklich vielfältigen Betätigungsfelder erfordern einen strikt durchgeplanten Tagesablauf, denn sonst wäre das alles nicht zu bewerkstelligen. Da ich aber ein strukturierter Mensch bin, fällt mir das nicht allzu schwer.

Interessant wird es natürlich auf Konzertreisen, da man da die tägliche Routine nicht mehr hat. Dafür habe ich ein System, dass ich immer und von überall auf alle meine Daten zugreifen kann. Insofern ist das arbeiten von fast jedem Platz in der Welt möglich. Sicherlich hilft mir aber auch ein gut funktionierendes Büro mit meiner Assistentin Laura und meinem Pressechef Christian sehr.

Jochen: Du bist von berufswegen kreativ – fällt Dir das immer leicht? Bzw. was brauchst Du, um kreativ zu sein?

Thomas: Nein ganz und gar nicht. Denn Kreativität braucht eigentlich Zeit, und das ist das, was ich in der Regel sehr wenig habe.

Ich muss mir von daher die Zeit nehmen kreativ zu sein. Der erste Schritt muss aber im Kopf passieren. Du musst auch bereit sein, kreativ zu werden. Man kann das nicht erzwingen. Ich brauche, sehr zu meinem Leidwesen, immer einen relativ hohen Druck bis ich wirklich anfange kreativ im musikalischen Prozess zu werden. Die alltägliche Kreativität im kuratieren im Marketing und in der Label Arbeit fällt mir da schon einfacher.

Jochen: Wie würdest Du denn Kreativität definieren?

Thomas: Du spürst Sie, wenn Sie da ist oder besser gesagt raus will. Raus will sie z.B. beim Komponieren oder bei Erschaffen von etwas neuem. Plötzlich ist es da und du spürst es und es fühlt sich gut an. Sei es eine tolle Melodie oder eine Idee für eine Konzertreihe. Ist egal du spürst dass es da ist. Sei es bei einem Konzert, wenn du in der Musik aufgehst, und spürst, dass es wie von alleine läuft.

Jochen Du machst Dir neben Deiner Musik auch viele Gedanken, wie Du davon gut leben kannst. Wie kommt es,  wo doch die viele Musiker sich ganz ihrer Kunst widmen?

Thomas: Ich will mich natürlich auch ganz der Kunst widmen, aber will dabei auch nicht auf ein für mich „gutes“ Leben verzichten. Durch meine Vita habe ich schon früh vielseitige künstlerische Betätigungsfelder gehabt, die mir sicherlich dabei helfen meinen/unseren Lebensstandard aufrecht zu halten.

Generell geht es aber auch da immer um Kunst und Kreativität. Denn meiner Meinung nach, genügt es Heute auch nicht mehr, „nur“ noch Künstler zu sein. Du musst lernen dich selbst zu vermarkten, Dir Gedanken machen über eine Karriereplanung, Konzerte organisieren, Musik schreiben etc. pp. Also ein vielschichtiger Beruf.

Allerdings bewundere ich auch die Kolleginnen und Kollegen, die nicht bereit sind Kompromisse zu machen und die wirklich nur für Ihre Musik leben.

Jochen: Also muss ein Musiker heutzutage auch Geschäftsmann sein? Und wenn wo kann er das dann lernen?

Thomas: Wie oben beschrieben gehört meiner Meinung nach Heute viel mehr dazu als „nur“ ein guter und toller Musiker zu sein. Du muss heutzutage auch einen gewissen Sinn fürs Geschäft haben. Anders wirst du dich sonst aus der großen Masse nur noch mit sehr sehr viel Glück hervorheben können.

Das ist meiner Meinung nach das große Problem an unserem Ausbildungssystem. Der neuen Situation wird, wenn überhaupt nur am Rande, Rechnung getragen. Es wird viel zu viel ausgebildet, und dabei vergessen, dass man eben neben seinem Handwerk auch das Drumherum lernen muss.

Jochen: Dein Sohn trommelt ja schon eifrig auf seinem ersten Schlagzeug – kann er da was von seinem Vater dem Musiker lernen?

Thomas: Na ja der erste Hype ist schon wieder vorbei. Er trommelt nur noch wenn Freunde da sind um anzugeben.

Aber das kommt sicherlich wieder wenn er wieder regelmäßig auf Konzerten ist.

Ich denke er lernt keine Kreativität, er sieht eher wie sein Vater viele Sachen vielleicht etwas anders und entspannter macht. Wir versuchen im viel Freiheit zu lassen aber doch auch klare Grenzen zu ziehen, damit er sich entfalten kann und dann auch natürlich in einer Art und Weise kreativ wird. Er darf uns soll viel ausprobieren und wir trauen ihm auch viel zu bzw. lassen ihn Sachen auch ausprobieren.

Jochen: Du hast als Leiter der SAP Big Band mit ganz viel IT-Experten in der Band zu tun – Glück oder Herausforderung?

Thomas: Beides. Glück dass ich das Glück, habe eine Big Band formen und musikalisch nach vorne bringen zu dürfen, was mir immer noch sehr viel Spaß macht.

Herausforderung sicherlich ab und zu mit der Mentalität, die dann doch ab und zu sehr verschieden zu meiner sein kann. Aber alles in allem ist es eine wirklich glückliche Ehe mit ganz normalen Hochs und Tiefs. Ich von meiner Seite kann und will nicht klagen.

Jochen: Last but not least: ich spiele ja bald das gleiche Instrument wie Du und freue mich riesig drauf. Wie wichtig ist denn gutes Werkzeug für die Kunst?

Thomas: Das Werkzeug wie Du so schön sagst gibt uns ja erst die Möglichkeit unsere Kreativität oder unsere Musik in unserer persönlichen Art erklingen und erstrahlen zu lassen.

Insofern ist es ganz wichtig das richtige Werkzeug zu haben um sich auf der Seite sehr wohl zu fühlen und das Gefühl zu haben alles auch so ausdrücken zu können wie man es sich musikalisch vorstellt. Ohne Kompromisse. Auch wenn die Trompete ein Instrument ist das immer wieder neu erobert werden will und muss J

Manchmal ist die Reise eine lange und schmerzvolle und manchmal will es der Zufall dass man gleich zum richtigen Material geführt wird. Wobei man bei seiner musikalischen Entwicklung durchaus das Ein oder Andere mal nachjustieren muss und darf.

Jochen: Dank Dir und ich freue mich bald wieder was Neues von Dir zu hören.

 

„Design Thinking ist wie ein Besuch beim Optiker“

10408959_659774987437364_6505923088150168669_n

Der Design Thinking Coach Ferdinand Grah ist ein Kind des Ruhrgebiets und inspiriert von der stetigen Neuerfindung dieser Region. Er fand früh seine Leidenschaft zur Kreativität und Innovation. Dies spiegelte sich u.a. in seiner Tätigkeit als Kabarettist und Musiker wieder. Er hat insgesamt 4 Bühnenprogramme geschrieben, so dass Storytelling, kreatives Schreiben, Improvisation und Spontanität absolut keine Fremdwörter für ihn sind.

Ach ja, und die typischen Eigenschaften des “Ruhrpöttler” besitzt er natürlich auch. Er trägt sein Herz am rechten Fleck, ist direkt, mit beiden Beinen auf dem Boden und ein klein wenig verliebt in diesen Dortmunder Fußballverein.

In seiner beruflichen Tätigkeit als Senior Expert, in den Bereichen  Produkt-, Prozess- und Service Design, war er u.a. bei IBM und Porsche beschäftigt und hat mit über 18 Berufsjahren ein breites Spektrum an Erfahrungen gesammelt.

Ferdinand Grah ist Absolvent des Professional Education Program der HPI School of Design Thinking in Potsdam, einem Schwesterinstitut der d.school in Stanford, sowie Absolvent der Porsche Akademie zum Thema Lean Management und schlanke Produktentstehung.

Daneben verfügt er über ein ausgeprägtes Netzwerk zu Design Thinkern und Lean Experten in der ganzen Welt. Auf Symposien und Veranstaltungen spricht er regelmäßig  zu den Themen Innovation, Design Thinking, Lean Thinking und Kreativität.

…und wenn er mal nicht über neue Ideen redet, liebt er drei Dinge: Seine Familie, Jazz und Bücher.

 

Jochen: Hi Ferdi, vielen Dank, dass Du Dir ein wenig Zeit nimmst für ein paar Fragen von mir. Da ich weiss, wofür Dein Fussballherz schlägt, liegt die erste Frage auf der Hand: was ist mit Deinem BVB los?

Ferdi:  Also da sag ich nur “Fail early and often”, wobei die Betonung ganz klar auf  “often” liegt! Bloss nicht nervös werden!

Jochen:  Kann da vielleicht Design Thinking helfen?

Ferdi: Ja natürlich, alleine die Erkenntnis, dass man aus den Fehler lernt. Wobei mir wichtig ist, dass die Betonung darauf liegt, AUCH aus Fehlern zu lernen, da man immer natürlich auch aus den Dingen lernt, die man richtig gemacht hat. Hier hilft mir immer das Feedback Grid  (“I like, I wish, Ideas, Questions) Aber auch das nicht zu schnell Aufgeben ist hier sicherlich eine Hilfe, Geduld haben und immer wieder iterieren, ausprobieren, lernen und reflektieren.

Jochen: Wobei kann denn Design Thinking grundsätzlich helfen?

Ferdi: Bei ganz vielen Dingen finde ich. Für mich ist das eine Art Struktur oder Leitplanke, in der ich mich austoben kann mit meiner Kreativität. Dinge einfach zu tun und nicht nur darüber zu sprechen. Design Thinking hilft hier zu lernen und Dinge anders zu sehen. Für mich ist Design Thinking wie ein Besuch beim Optiker, der mir eine neue Brille verpasst: Du siehst auf einmal Dinge, die du vorher nicht gesehen hast. Daher bedeutet für mich Design Thinking auch „Sehen lernen“. Design Thinking sollte man nicht nur auf den Output beschränken. Lerneffekte hast Du über den gesamten Prozess!

Jochen: Und warum stören dabei Krawatten?

Ferdi: Weil diese die Sauerstoffzufuhr zum Hirn einschnüren! Ich könnte jetzt noch etwas dazu sagen – aber weniger ist ja manchmal mehr – ich lasse das mal einfach so stehen.

Jochen: Du bist Design Thinker UND Lean Thinker. Wie passt das eine mit dem anderen zusammen?

Ferdi: Weniger ist mehr, Dinge zu vereinfachen, zu verschlanken ist im Lean Management sehr wichtig. Dies spielt auch im Design eine wichtige Rolle. Auch das Hinterfragen, so kommt z.B. die Methode 5 Whys aus dem Lean Management. Die verwende ich und andere auch im Design Thinking in der Research Phase. Aber am meisten verbindet die beiden Mind Sets das „Just Do it“ bzw. das “Go and See”

Jochen:  Thema Kreativität: wie und wann und wo bist Du kreativ?

Ferdi: Beim Spazierengehen, beim Musik machen aber eigentlich immer und überall. Manchmal stehe ich sogar nachts auf und schreibe mir Ideen in mein kleines schwarzes Notizbüchlein.

Jochen: Kann man kreativ sein Deiner Meinung nach lernen?

Ferdi: Ja, kann man schon, wobei ich sagen muss, dass ich mich mit dem „ja das kann jeder“ schwer tue, da man auch bestimmte Eigenschaften braucht, wie Empathie, neugierig sein, über den Tellerrand blicken, usw. Diese Eigenschaften hat nicht jeder, so dass ich sagen würde, lernen kann es jeder aber jeder ist dann nicht auf dem gleichen kreativen Level.

Jochen: Und warum haben wir das verlernt?

Ferdi: Wir haben verlernt miteinander zu kommunizieren, ich meine hier miteinander zu sprechen. Mein Jahrgang wird sich wahrscheinlich noch daran erinnern an dieses „miteinander Reden“. Unsere Gesellschaft heute ist hektisch und die Kommunikation findet meistens über Social Media statt und verrückte Dinge zu tun oder auszuprobieren hat keinen Platz.

Jochen: Du machst ja auch Musik –  was kann der Musiker lernen vom Design Thinker? Und umgekehrt?

Ferdi: Um Brad Mehldau zu zitieren: “Im Akt des Versuchens liegt eine wunderbare, starke Erfahrung des Ausdrucks”

Jochen: Letzte Frage: wie geht es aus mit dem BVB? Abstieg oder Champions League? 

Ferdi: Nächste Frage bitte! – Natürlich Champions League!

„Anyone can make the simple complicated. Creativity is making the complicated simple.“
 – Charles Mingus 

imm006_16

 

Immer hinterfragen

changeX_Logo_RGB_kompaktEin Gespräch mit Winfried Kretschmer von changeX über die richtige Fragen.

Herr Gürtler, haben Sie eine gute Einstiegsfrage für ein Interview zum Thema „Fragen“?

Das ist eine gute Frage …

… fragen wir so: Gibt es beim Design Thinking einen besonderen Ansatz, um gute Fragen zu formulieren? Fragen Sie anders?

Zuallererst fragen wir überhaupt einmal, beziehungsweise hinterfragen die uns gestellte Frage. In unseren Design-Thinking-Projekten investieren wir am Anfang viel Zeit, um die Frage respektive das zu lösende Problem besser zu verstehen. Das ist ein ganz wichtiger Schritt, der oftmals ausgelassen wird. Zu oft machen wir uns sofort daran, nach der Lösung suchen. Aber es ist meist effektiver, schon viel früher anzusetzen und erst einmal herauszufinden, worum es eigentlich geht: Was ist überhaupt die Frage? Was ist das zu lösende Problem?

Was heißt das – dieser Schritt wird ausgelassen?

Na ja, typischerweise läuft es in Firmen doch so, dass das Management sagt: „Hier, macht mal das und das“, und alle rennen los – ohne eine klare Vorstellung von dem Problem zu haben, um das es eigentlich geht.

Wir haben in Design-Thinking-Workshops eine wunderbare Einstiegsübung mit der Aufgabe, die ideale Geldbörse zu gestalten. Klingt auf den ersten Blick vielleicht trivial und wenig herausfordernd, aber bei dieser Übung erkennt man schnell, wie unklar die Aufgabe gestellt ist. Denn was eine ideale Geldbörse ist, ist natürlich eine extrem unscharfe Frage. Was heißt „ideal“? Möglichst billig in der Herstellung? Möglichst klein? Möglichst bunt? Möglichst flexibel? Und abgesehen davon, für wen soll diese Geldbörse dann ideal sein? Für den Hersteller? Für den Besitzer? Für den Taschendieb?

Offensichtlich taugt diese Frage also nicht wirklich als Startpunkt, und die Gefahr ist groß, dass am Ende aufgrund dieser Unklarheiten eine Lösung entsteht, die eben nicht das eigentliche Problem löst.

Weiterlesen …