Wenn aus Projektpartnern Freunde werden

Welche Freude zusammen mit einem meiner Lieblings-Design-Thinker und guten Freund Joern Bruecker auf gemeinsame 5 Jahren Design Thinking zurückzublicken.
Wenn aus Projektpartnern in der Tat Freunde werden, haben wir doch alles richtig gemacht oder?

Six years ago, in January 2013, Jochen Gürtler, Senior Design Strategist and Design Thinking Expert at the SAP AppHaus Heidelberg, and Jörn Brücker, Product Group Manager, Innovation Methodology at Nestlé in Vevey, met for the first time. Since then, both have become recognized global experts in innovation culture who know about the power and challenges change can have. While Jochen intensified his role as coach and change catalyst, Jörn became a main driver of IT innovation methodologies in Nestlé. In an interview both share some insights in their relationship and how it evolved.

Joern and Jochen, how was your first meeting?

Jochen: Our former SAP Chief Design Officer, Sam Yen, had asked my team during the first day in the office after the Christmas holidays 2013 to support colleagues from Nestlé in implementing Design Thinking within their organization. This was a special request for me and the whole SAP AppHaus team for three reasons: First, we did not yet offer Design Thinking trainings officially these days although we had a lot of experience around the topic. Second, we knew the Nestlé IT organization quite well due long intense collaboration as well as some escalations we solved together. And third, I was happy to come back to Lake Geneva and Montreux, as I had the pleasure to perform several times at the jazz festival some years earlier.

Joern: At this point in time, Nestlé IT just recently reorganized one part of the IT function and created a new operational unit called ASI Architecture-Strategy & Innovation. This unit focused on the IT architecture vision, strategic partnerships and trends, and finally on how IT becomes an innovative partner to the business. With the newly created role of Innovation Champions we aimed to provide guidance and structure on how to deliver more desirable IT solutions to the business, and more importantly, to our employees. This was the beginning of a long transformational journey! Because of the long lasting professional and trustful relationship between Thomas Wildi, our Nestlé ASI lead, and Sam Yen and his team, SAP was our strategic partner on this journey. That way, Jochen had been appointed to become our first Design Thinking coach. And he became my volunteer partner in exploring and designing a long transformation journey together with me.

Neugierig, wie es weitergeht? Hier geht es zum kompletten Interview.

Ein Reisebericht nach 10 Jahren als Design Thinker

Vielen Dank an Bettina Maisch, die mich eingeladen hat, innerhalb der Siemens Design Thinking Community über ein paar meiner Erfahrungen und Erkenntnissen nach 10 Jahren als Design Thinker zu reden.

Unter dem Titel „Nur Australien fehlt mir noch“ habe ich daher über rote Hosen, Sofware für deutsche Segler, Design Thinking in Afrika, Gestalttherapie, Facilitation und Persönlichkeitsentwicklung mit Hilfe eines Boxers gesprochen. Und vor allem natürlich darüber, wie all das für mich zusammenpasst und was ich daraus gemacht habe.

Der Vortrag hat mir grossen Spass gemacht und als Schmackerl von Bettina gibt es hier nun den Vortrag (fast) live und in Farbe. Viel Vergnügen!

Von Software für deutsche Segler hin zu Persönlichkeitsentwicklung mit Hilfe eines Boxers

Geschichten, Gedanken und Gelerntes aus ‘1001’ Design-Thinking-Formaten

Im Rahmen der ersten Design Thinking Masters Veranstaltung, die in den tollen Kreativräumen des Wizeman-Areals in Stuttgart stattgefunden hat, habe ich einmal tief in meiner Design-Thinking-Erinnerungskiste gekramt und zusammengetragen, was ich in den letzten gut 10 Jahren im Rahmen von unzähligen Design-Thinking-Formaten lernen durfe. Über das Moderieren und Coachen von Design Thinkingm aber auch oft und viel über mich selbst.

Einfach anfangen und dann ganz viel üben.

Ich erinnere mich noch sehr gut und gerne an mein allererstes Design-Thinking-Projekt, bei dem wir im Rahmen eines SAP Sponsoring mit der deutschen Segelnationalmannschaft an einer Wissensdatenbank für Segler und Coaches gearbeitet haben. Der Besuch der Kieler Woche mit unzähligen Gesprächen mit unseren zukünftigen Nutzern, das Eintauchen in eine für mich bis dahin völlig unbekanntwe (Segel-Welt) und das “Moin Moin”, das ich damals aufgeschnappt habe, und das mir heute noch regelmässig zur Begrüssung “herausrutscht” , sind dabei bleibende Erinnerungen.

Vor allem der unmittelbare und intensive Kontakt zu den potentiellen Nutzern und das Eintauchen in ein komplett neues Themenfeld waren und sind für mich nach wie vor mit die interessantesten Aspekte meiner Arbeit als Design Thinker. Gerade weil ich bis dahin sehr technisch als Entwickler und Software-Architekt gearbeitet hatte, und “der Nutzer” ein ehrlicherweise eher unbekanntes Wesen war.

Rückblickend war ich damals “zur richtigen Zeit am richtigen Ort”, denn auf Grund der unzähligen Design-Thinking-Aktivitäten, die damals innerhalb der SAP gestartet wurden, hatte ich das das Glück “Design Thinking” in den unterschiedlichsten Themenfeldern und Bereichen ausprobieren zu können. Von Workshops mit Vorstandsmitgliedern oder Aufsichtsräten bis hin zu Software-Projekten für “social entrepreneurs” oder Eishockey-Fans. Ich hab zu allen Anfragen “JA” gesagt und dabei ganz viel gelernt.

Das Projekt mit der Deutschen Eishockey Liga (DEL) ist mir dabei noch sehr gut in Erinnerung geblieben. Denn durch die Einbindung von “echten” Eishockey-Fans, die wir damals ganz pragmatisch über einen Facebook-Aufruf gefunden haben, sind wir “Uschi” begegnet. Uschi war unsere Persona und war am Eishockey vor allem als Möglichkeit zusammen mit Freunden zu feiern interessiert, und weniger am Sport an sich. Das war selbst für den beteiligten hochoffizellen Fanbeauftragten der DEL neu und für mich seitdem Motivation in jedem Projekt und Workshop auf die Einbeziehung von “echten” Nutzern zu beharren.

Es geht weniger um Inhalte, sondern viel mehr um die Menschen.

Nicht zuletzt auf Grund meines doch sehr technischen Hintergrundes als Entwickler und Software-Architekt waren meine ersten Design-Thinking-Projekte meist auch sehr “technisch” und es ging das eine ums andere Mal um die Gestaltung innovativer Software-Lösungen. Oft auch in Kombination mit Methoden und Ansätzen aus dem Lean Management oder der agilen Softwareentwicklung.

So spannend und lehrreich diese Projekte auch waren, habe ich relativ schnell erkannt, das meine wahre Leidenschaft im Design Thinking garnicht die erstellten Produkte oder Dienstleistungen sind, sondern die Menschen, die ich als Design Thinking Coach dabei begleiten kann.

Passend dazu habe ich durch meiner Ausbildung zum Gestalttherapeuten sehr viel Handwerkszeug gelernt, das mich bis heute in meiner Arbeit als Design-Thinking-Coach unterstützt. Beispielsweise das Wissen darüber, dass Veränderung immer Beziehung und Kontakt braucht, und ich nicht zuletzt daher immer grossen Wert auf persönliches Kennenlernen und echtes Teambuildung lege. Oder meine grundsätzlich sehr offen, neugierigen und unvoreingenommene Haltung aller Teilnehmer gegebenüber, mit denen ich von Anfang an signalisiere, dass Design Thinking auch den Rahmen bieten kann, sich selbst neugierig und unvoreingenommen zu begegnen und sich einfach mal “anders” zu verhalten — und sich dabei vielleicht selbst am meisten überrascht, wenn man am Ende eines Workshops plötzlich mit blonder Perücke auf der Innovations-Bühne steht.

Jetzt aber raus aus der Komfortzone.

Worauf ich rückblicked wirklich stolz bin, ist die Tatsache, dass ich mich von Anfang an nicht damit begnügt habe, Design Thinking nur im durchaus vielfältigen aber andererseits auch sehr “sicheren” und auch ein wenig abgeschotteten SAP-Universum auszuprobieren. Stattdessen habe ich viele Möglichkeiten genutzt, “raus aus meiner Komfortzone” zu gehen, und dabei umso mehr über Design Thinking und vor allem über mich selbst gelernt.

Sei es durch meine Arbeit als Coach an der School of Design Thinking am Hasso-Platter-Institut in Potsdam, die mir einerseits die Möglichkeit gab, tief in die für mich sehr inspirierende Innovations- und Startup-Kultur in Berlin einzutauchen. Mich andererseits aber auch bis nach Südafrika geführt hat, wo ich im Rahmen eines Studentenprojektes sehr spannende Wochen verbracht habe.

Oder das “30 Minuten Design Thinking” Buch, das ich zusammen mit Johannes Meyer geschrieben haben, und das mir damals sehr geholfen hat, Design Thinking auch in meinen “eigenen Worten” beschreiben zu können.

Und last but not least natürlich die sehr herausforderndenen Workshops, die ich im Rahmen der Impact Weeks in Kenia und Ruanda mit-organisiert und durchgeführt habe, und die mich wie wohl nie zuvor raus aus meiner “corporate comfort zone” geführt haben.

Lehren und lernen.

Den eindeutig besten Nachtisch aller meiner Desig-Thinking-Workshops gab es am Genfer See, an dem ich das Vergnügen hatte, für einen dort ansässigen Lebensmittelhersteller Design Thinking Coaches auszubilden und mitzuhelfen, die dortige IT-Abteilung weg vom reinen Kostenfaktor hin zum sehr gefragten Innovationspartner zu machen.

Spannend waren und sind auch die Aktiviäten, die ich innerhalb der Design at Business Community mit angestossen habe, und in der Design-Thinking-Coaches und -Experten aus den unterschiedlichsten Unternehmen gemeinam und auf Augenhöhe diskutieren, üben und lernen.

Ich bin zwar nach wie vor ein Design-Thinking-Coach ohne Zertifikat, kann damit aber gut leben. Ich freue mich aber sehr, dass sich — auch durch das Entstehen von diversen Zertifizierungsprogrammen zum Design Thinking Coach — die Qualität, die Tiefe und die Länge von typischen Ausbildungsprogrammen in den letzten 2 Jahren doch wesentlich verbessert hat und es heute immer klarer wird, dass “echtes” und nachhaltiges Coachen von Design-Thinking-Formaten mehr Persönlichkeit als Methodenexpertise braucht, und das dies auch entsprechende Ausbildungsformate benötigt.

Design Thinking fürs Leben, Arbeiten und Managen

In den letzten zwei Jahren habe ich ich mich Schritt um Schritt immer weiter von den klassischen Design-Thinking-Formaten entfernt, in denen es um die Neugestaltung von Produkten oder Dienstleistungen geht.

Vielmehr experimentiere ich zum Beispiel zusammen mit Deutschlands Glücksministerin Gina Schöler mit redesign YOU an kreativen Workshop-Formaten, in denen wir Design Thinking und Persönlichkeitsentwicklung zusammen bringen, und das uns dieses Jahr mit unserem ersten redesign YOU retreat bis in die wunderschöne Toskana geführt hat.Oder ich arbeite mit Management-Teams innerhalb der SAP mit Hilfe von Design-Thinking-Methoden an deren zukünftigem Verständnis von Führung und Management. Oder ich überlege zusammen mit Kollegen, wie wir Teilnehmer von Design-Thinking-Formaten bei deren ganz persönlichen Herausforderungen, die sich dabei zeigen, (noch) besser unterstützen können.

Design Thinking Coaching 2.0

Zu guter Letzt möchte ich einen kleinen Blick in die Zukunft wagen: wie sieht (zumindest) mein “Design Thinking Coaching 2.0″ aus, worauf möchte ich bei meiner Arbeit als Design Thinking Coach in nächster Zeit noch mehr achten?

Weniger Prozess, mehr Mensch

Die unzähigen aber letztendlich doch mehr oder weniger gleichen Beschreibungen des “Design -Thinking-Prozesses” sind denke ich vor allem zu Beginn ein notwendiges und hilfreiches Konstrukt. Ich möchte aber in Zukunft noch viel mehr die darunterliegende gewünschte (kreative) Haltung derjenigen Menschen, die diesen Prozess durchlaufen, in den Mittelpunkt stellen, erklären und vor allem erlebbar machen.

Weniger Workshop, mehr Erlebnis

Ich bin mehr und mehr der Überzeugung, dass die klassischen Design-Thinking-Workshops, die meist nie länger sind als drei Tage, weniger für die Inhalte gemacht werden sollten, sondern vor allem für die Teilnehmer. Sprich: Fokus sollte nicht die Erarbeitung von den versprochenen wirklich innovativen Produktideen sein — das gelingt, wenn wir ehrlich sind, sowieso nur in Ausnahmen, und wenn doch, dann scheitert es danach meist in der darauffolgenden Umsetzung — sondern vielmehr das Erlebnis, dass wir den Teilnehmern bieten und das wirklich begeistert, herausfordert und dazu motiviert, Design Thinking als Teil der eigenen Arbeitskultur auch nach dem Workshop zu leben.

Weniger Kopf, mehr Bauch

Gerade weil im Design Thinking aus meiner Sicht noch zu oft auf bestimmte Methoden und vordefinierte Prozessschritte vertraut wird, fallen Baugefühl und Intuiton der Teilnehmer und alles “was so zwischen den Post-It´s steht” leider allzu oft “hinten runter” und stattdessen wird intellektualisert und “drüber nachgedacht”. Warum nicht Beispiele wie das Presencing in der Theory U aufnehmen, in dem den Teilnehmern ein Rahmen gegeben wird, auch einmal in der Stille zu verharren, in sich zu hören und dem zu lauschen, was sich dann an Erkenntissen und Ideen zeigt?

Weniger Ich, mehr Du

Veränderung brauch wie oben schon kurz ausgeführt Beziehung, Begegnung und Kontakt. Daher glaube ich fest daran, dass das eigentliche Potential von Design Thinking in den beteiligten Menschen liegt. Alles, was ich als Design Thinking Coach dafür tun kann, dass diese sich noch mehr öffnen, noch mehr auf Arbeit in und mit einem Team einlassen und noch mehr alte Muster loslassen um sich dabei vielleicht sogar ein wenig selbst neu erfinden, ist wichtig und gut.

Weniger Plan, mehr Begleitung

Gerade durchlaufe ich das Facilitation Curriculum der Kommunikationslotsen und finde es sehr interessant zu sehen, wie deren Haltung als Facilitator und Moderator sich doch mitunter sehr vom streng durchgetakteten Design-Thinking-Moderator unterscheidet. Da lerne ich sehr gerne mehr darüber und werde schauen, wie ich auch im — aus guten Gründen oftmals sehr durchgeplanten Design-Thinking-Format — mehr Freiheiten für das Wissen “das im System steckt” einbauen kann.

Entdeckungen am Tellerrand

Der Faktor Mensch im Design Thinking

Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit. Spätestens die Schlagworte digitale Transformation und Disruption haben Innovationsfähigkeit für Organisationen zum kritischen Erfolgsfaktor gemacht.

„Über den Tellerrand“ zu schauen und „out of the Box“ zu denken ist daher gefragt wie nie und auch ich zitiere oft und gerne im Rahmen meiner Design-Thinking-Formate diese “Weisheiten”.

Nicolas Burkhardt wollte es nicht dabei belassen, und hat sich im Frühjahr 2017 auf seinem Fahrrad unter dem Titel “Exploring the Tellerrand” zu einer Innovationsreise quer durch Deutschland gemacht.

Über Düsseldorf, Lingen , Norden, Bremerhaven, Hamburg, Husum, Flensburg, Kiel, Fehmarn, Wismar, Stralsund, Usedom, Prenzlau, Berlin, Eisenhüttenstadt, Görlitz, Chemnitz, Bärnau, Passau, Tegernsee, Lindau, Lörrach, Karlsruhe, Merzig, Aachen und wieder zurück bis Düsseldorf über mehrere 1000 Kilometer, bei Sonnenschein und jeder Menge “Wind und Wetter”.

Nicolas wollte dabei vor allem “über” aber auch “am” Tellerrand schauen, wen und was er dort an Gesprächspartnern, Arbeitsweisen, Methoden, Ideen und Inspiration rund um das Thema “Innovation” finden kann.

Da dabei auch Karlsruhe auf seiner Route lag, hatte ich das Vergnügen, mich mit ihm vor meiner Lieblings-Esspresso-Bar, dem espresso tostino am Alten Schlachthof in Karlsruhe, über meine Arbeit als Design Thinking Coach bei der SAP und im SAP AppHaus Heidelberg zu unterhalten.

Dabei ging es u.a. um die Entwicklung, die die SAP in den letzten Jahren hin zu einem wesentlich Nutzer-fokussierteren und innovativeren Unternehmen genommen hat, um die Frage, warum ich als Schwabe am Morgen so gerne mit “Moin, Moin” grüsse und vor allem um den “Faktor Mensch” im Design Thinking und welche Rolle ich als Design Thinking Coach dabei spiele, die beteiligten Menschen bestmöglich einzubinden, zu fördern aber auch zu fordern- oft eben ausserhalb deren Tellerrand.

Zusammen mit vielen anderen Reise-Geschichten entsteht daraus gerade eine längere Dokumentation, auf die ich wie am Ende des Interviews angedeutet, in der Tat schon sehr neugierg bin. Stay tuned! Und ein grosses Dankeschön an Nicolas für den Besuch und unser spannendes Gespräch.