Was motiviert mich?

Wer kennt sie unter den Fussballfans nicht. Die grossen Motivatoren an der Seitenlinie. Die Trainer, die mit meist viel Engagement, höchster Anspannung und jeder Menge Emotion versuchen, ihre Spieler vom Spielfeldrand (und wenn sein muss auch von der Tribüne) aus zu steuern, nach Vorne zu treiben, auf Fehler hinzuweisen, zu motivieren.

Und natürlich gab und gibt es dabei die unterschiedlichsten Motivations-Methoden. Ein Christoph Daum ließ über glühende Kohlen laufen, ein Felix Magath bedient sich im Zweifelsfall den guten alten Medizinbällen.

Jürgen Klopp ist einen ganz anderen Weg gegangen, als er als Trainer vom FSV Mainz 05 zum ersten Mal die Reiss Profile eingesetzt hat. Zuerst im „Selbsttest“ bei sich, dann aber für die ganze Mannschaft.

Die Frage, die ihn dabei im wahrsten Sinne des Wortes „motiviert“ hat, war die Frage, wie er jeden einzelnen Spieler (noch) besser ansprechen und motivieren kann. Die Frage, was jeder einzelne Spieler braucht um „seine Leistung“ abzurufen. Und die Erkenntnisse, die Jürgen Klopp auch Dank der Verwendung des Reiss Profil gefunden hat, waren so unterschiedlich so unterschiedlich wie Menschen eben nun einmal sind.

Dem Einen ist es wichtig, seine Familie um sich haben zu können, dem anderen der neue Sportflitzer und der dritte sieht sich am liebsten als Idol von möglichst vielen Fans. Den einen treibt der unbändige Wille am Ende der Sieger zu sein, der andere möchte sich im Dienste des Teams einbringen.

Unterschiedliche Motive die unterschiedliche Spieler, die unterschiedliche Menschen antreiben.

Das Reiss Profil besteht aus 16 (Lebens-) Motive oder Bedürfnissen, die bei jedem Menschen unterschiedlich stark ausgeprägt sind und  die der Psychologe Prof. Steven Reiss von der Ohio State University in den USA empirisch ermittelt hat: Familie, Status, Macht, Neugier, Rache, körperliche Aktivität, Essen, Ehre, Eros, emotionale Ruhe, Idealismus, Unabhängigkeit, Ordnung, Sparen & Sammeln und Anerkennung spannen dabei einen Rahmen, in dem man sich selbst besser verstehen lernt, sich selbst bewusster wird, „blinde Flecken“ erkennt und alltägliche Verhaltensweisen in einem neuen Licht betrachten kann.

Das persönliche Reiss Profil wird durch die Beantwortung eines Fragebogens ermittelt, der aus 128 Frage besteht, die von „Prestige ist sehr wichtig für mich“, über „Ich mag das Gefühl, dass meine Familie mich braucht“ bis hin zu „Ich bin hartnäckig, wenn ich andere von meiner Meinung überzeugen möchte“ reicht, wobei die Fragen jeweils mit einem Wert von -3 („trifft überhaupt nicht zu“) bis hin zu +3 („trifft absolut zu“) beantwortet werden. Dabei ist das Reiss Profil kein beliebiger „Persönlichkeitstest“ sondern eine wissenschaftlich fundierte und statistisch untermauerte Methode sich „ein Bild von sich“ zu machen.

Für mich stellt die Arbeit mit dem Reiss Profil eine stimmige Ergänzung für die Arbeit mit dem Wunsch nach Veränderung und Wachstum dar, den viele Coachees und Klienten mitbringen.

Denn Veränderung kann dann geschehen, wenn man sich nicht (nur) auf die gewünschte Veränderung, sondern vor allem auf die aktuelle Situation, das aktuelle Befinden, das Hier und Jetzt einlässt.

Genau wie der Bergsteiger den nächsten Gipfel nicht dadurch erreicht, dass er nur zum Gipfel schaut, sondern immer nur den aktuellen sicheren Stand und den nächsten Schritt im Auge behält, genauso kann das Reiss Profil ein guter Startpunkt sein, sich selbst besser zu verstehen und einzuschätzen. Nicht um dies dann als „gegeben“ hinzunehmen, sondern als Schritt hin zur gewünschten Veränderung.

Und getreu der Überzeugung, dass echte Veränderung, echtes Wachstum und nachhaltiges Lernen nur durch Erfahren und Erleben passieren kann, möchte ich das Reiss Profil und die Arbeit damit nicht nur als „kognitives Verstehen von Testergebnissen“ verstehen und leben, sondern erfahrbar machen.

Sich scheinbar widersprechende Motive in einen Dialog bringen, den leeren Stuhl nutzen, sich in das eine oder andere Motiv einzuspüren oder Aufstellungsarbeit mit den Motiven und dem System, das diese aufspannen, sind ein paar Ideen und Ansätze, die ich dabei verfolgen möchte.

Dabei aber natürlich immer im Kontakt mit dem Coachee oder Klienten und ohne Schubladendenken oder vordefinierter Techniken und Methoden.

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