Am Berg nur im Team

Markus Amon ist Bergführer, Bergsteiger, Extremsportler und Flugretter. Ich habe Markus während meiner wunderbaren Wanderung durch das Solu Khumbu kennengelernt und bin im heute noch dankbar, dass er mich mit seiner Ruhe und seinem Wissen sicher auf den Island Peak (6189 Meter) gebracht hat.

Jochen: Hi Markus, Dank Dir für Deine Zeit. Wir haben ja wunderbare Tage im Himilaya gehabt und ich habe Dich dort in den Bergen rund um den Mount Everest absolut in Deinem Element erlebt. Wann hast Du Deine Liebe zu den Bergen entdeckt? Gab es da ein spezielles Erlebnis?

Markus: Ich bin in den Bergen unterwegs seit ich denken kann, mein Opa hat mich sicher dazu gebracht indem er mich schon als ganz kleines Kind dort hin mitgenommen hat…somit ist es für mich ein Lebensinhalt geworden, besser gesagt eine Lebenseinstellung!

Jochen: Was fasziniert Dich daran Berge zu erklimmen oder Ultra-Marathons zu laufen?
Markus: Die Möglichkeit über sich selbst hinaus zu wachsen und sich durch eine gute Vorbereitung so zu konstituieren das man dies tatsächlich ohne sich zu Schaden schaffen kann. Eigenverantwortung und Körpergefühl kombiniert sich in diesem Tun!

Jochen: Wie wichtig ist dass Team bei Deinen Unternehmungen? Und wie gehst Du mit Problemen in Deinen Teams um?

Markus: Ohne ein funktionierendes Team ist eine Unternehmung, eine Expedition ein schwieriges und vor allem einsames Unterfangen. Das Team gibt halt , ein Gefühl von Sicherheit und letztendlich auch Kraft Dinge umzusetzen. Probleme und Reibungspunkte gibt es in jedem Team, das kann beflügeln aber führt nicht angesprochen fast immer zu einem echten Problem. Daher Probleme ansprechen und dabei nicht vorwurfsvoll agieren….. oft genügt es seinem Gegenüber das eigene Empfinden mitzuteilen um Situationen zu entschärfen…

Jochen: Du machst ja auch Solo-Besteigungen? Ist Bergsteigen dennoch Teamwork?

Markus: Ohne Team ginge vieles wie erwähnt gar nicht bis kaum und ein funktionierendes Team ist die Basis für einen Erfolg!. Am Tag X bin ich dann aber gerne „alleine“ unterwegs denn Schnelligkeit ist in der Höhe sehr oft Sicherheit. Ein sogenannter Partner kann dich in ganz großen Höhen sowieso nicht unterstützen. Die Kameradenhilfe ist dort oben definitiv eine Illusion, einzig die für mich befreiende Einsamkeit ist aber doch für viele Gleichgesinnte dort oben „Erdrückend“ und hemmend!

Jochen: Musst Du kreativ sein beim Bergsteigen? Oder vor allem die bekannten Pfade beherrschen und meistern?
Markus: Ich bezeichne es eher als ein situatives Handeln, was eine gewisse Kreativität sicher beinhaltet. Allerdings ist die kognitive Leitsungsfähigkeit in der ganz großen Höhe doch sehr eingeschränkt. Da ist es mir wichtig auf Erfahrungen und vorbereitete“ Rezepte“ zurückgreifen zu können um aus der mir sich bietenden Ist-Situation das maximale herausholen zu können.

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Jochen: Du machst auch Leadership-Trainings für Manager. Was können Manager beim Bergsteigen lernen?
Markus:Ich war und bin immer wieder am Outdoortag bei solchen Trainings als Sicherheitskraft (z.b. bei Abseilübungen) dabei. Viele Dinge für den Management-Berufsalltag können im Outdoor-Teamtraining gelernt werden. Speziell das Vertrauen zu sich selbst aber insbesondere an seine Mitarbeiter spielt dabei immer mehr eine Rolle.

Jochen: Und wieviel Leadership braucht ein guter Bergführer?
Markus: Viel, ohne diese Eigenschaften wird man sehr bald an seine Grenzen kommen. Wenig in Bezug auf die Bergziele, vielmehr im Umgang mit seinen anvertrauten Kunden. „Situationselastisch“ heißt das Zauberwort, aber insbesondere ist es nicht wichtig der Kümmerer für alle zu sein, wichtig ist vielmehr allen die individuell notwendige Unterstützung zur Selbsthilfe zu geben, für Sicherheit zu sorgen, dann stellt sich der Erfolg scheinbar von selber ein…

Jochen: Wenn Du Dir eine Innovation wünschen würdest fürs Bergsteigen? Was wäre das?
Markus: Die Industrie hat schon so viele Dinge die einem das Bergsteigerleben erleichtert auf den Markt gebracht, unvorstellbar für mich ist dabei die Situation unserer bergsteigerischen Vorgänger und Pioniere, mit welch zum Teil primitiven Mitteln sie unterwegs sein mussten. Ich kann mir wenig vorstellen was mir jetzt noch abgeht, aber es wird sicher noch so einiges daherkommen, ich bin mit den jetzigen und verfügbaren Dingen sehr zufrieden!

Jochen: Dank Dir für Deine Zeit und viel Erfolg für Deinen nächsten Gipfelsturmpläne.

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Design Thinking im Himilaya

Im Oktober und November hatte ich das große Vergnügen, über drei Wochen durch den Solu Khumbu zu wandern, eines der schönsten Trekkinggebiete Nepals – Mount Everest inklusive.

Bei den langen Tagesetappen blieb neben dem Bestaunen der unglaublichen Bergwelt um mich herum auch Zeit zum Reflektieren – und ich war immer wieder überrascht, wie viele Ähnlichkeiten ich zwischen so einer Hochgebirgswanderung und meinem Berufsalltag entdeckt habe. Beispiele gefällig, was Wandern im Himalaya mit Design Thinking zu tun hat?

Verrücktes ist erlaubt

 

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Nachdem ich in 2010 während der Annapurna-Umrundung bei der Überquerung des Thorong La Pass auf 5677 Meter aufgestiegen war, ist bei einem der regelmäßigen Pizza-Abende mit meiner Mitwanderin Ellen die waghalsige Idee entstanden, doch tatsächlich einmal einen 6000-er zu besteigen. Was für jemanden wie mich, der zwar ganz ordentlich laufen kann, aber ansonsten keinerlei alpine Bergerfahrung hat, gelinde gesagt ein ziemlich verwegener Wunsch war.

Doch manchmal sind es die auf den ersten Blick allzu verwegenen Gedanken, die zum Erfolg führen. Denn als ich am 08. November gegen 10 Uhr auf dem Island Peak in der für mich fast unglaublichen Höhe von 6189 Meter stand, wurde unsere Verrücktheit Realität und der strahlend blaue Himmel sowie die atemberaubenden Aussichten um uns herum haben für die dafür nötigen Strapazen mehr als entschädigt. Träume sind eben nicht automatisch die vielzitierten Schäume, sondern können vielmehr Raum geben für am Ende traumhafte Erlebnisse.

Das trifft ganz offensichtlich für Bergabenteuer zu, aber genauso kommt es bei der Suche nach der nächsten Innovation, dem neuen Produkt oder der neuen Dienstleistung darauf an, ab und an auch Verrücktheiten nicht nur zuzulassen, sondern diese auch zu fördern und ihnen den Raum zu geben, den diese brauchen um entstehen und wachsen zu können.

Bei unseren Design-Thinking-Workshops oder –Projekten ist dies beispielsweise bei Brainstormings nötig, in denen wir die Teilnehmer durch entsprechende Methoden und Vorgaben dazu ermutigen, auch einmal quer zu denken und die wilden und verrückten Ideen loszuwerden. Denn allzu oft ist dann solch eine auf den ersten Blick vielleicht „verrückte“ Idee Inspiration für die nächste Idee, die dann vielleicht einer möglichen Umsetzung schon einen Schritt näher kommt.

Zusammen im Team geht es besser

 

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Ich war in Nepal nicht alleine unterwegs, sondern hatte neben unserem Bergführer Markus ein prima Team um mich herum. Pratap, unser nepaleischer Reiseleiter, der vor Ort alles organisiert hat. Narayan unser Koch, der uns am Island Peak mit einer famosen veg noodle soup neuen Kräfte verliehen hat. Unseren Trägern, die sich unserem Gepäck angenommen haben, und ohne die wir die Tage und Wochen sicherlich nicht durchgehalten hätten. Und last but not least all die Mitwanderer, die jeder auf auf seine Weise dazu beigetragen haben, dass wir auf fast allen Pässen und Gipfel immer zusammen zum obligatorischen Mannschaftsfoto angetreten sind.

Und was in den Bergen hilft, ist auch beim Weg durch die Unwägbarkeiten eines Design-Thinking-Projekten wichtig: Das richtige Team aus Menschen, mit den unterschiedlichsten Fähigkeiten, Charakterzügen und Kompetenzen. Der eine bringt technische Expertise sein, der andere sorgt für die gute Laune, die dritte für den Kuchen am Nachmittag, der Vierte vielleicht achtet auf die Zeit und ein letzter kann besonders gut mögliche Konflikte innerhalb des Teams moderieren. Und damit dies funktioniert, sollte man sich vor allem zu Beginn genügend Zeit nehmen, diese Kompetenzen und Charakterzüge der anderen auch entsprechend kennenzulernen.

Unterstützung ist in Ordnung

 

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Der Island Peak ist im Grunde ein klassischer Trekking-Gipfel, der auch ohne echte alpine Bergerfahrung zu bezwingen ist. Doch es gibt trotzdem einen kleinen aber umso steileren Haken bei der Sache, denn die letzten ca. 200 Höhenmeter vor dem Gipfel sind nur über einen Gletscher erreichbar und dabei wird es steil, steiler noch dann noch ein bisschen steiler.

Die Steigeisen halfen mir da sehr aber noch viel mehr hat mich unser sehr erfahrener Bergführer Markus unterstützt, ohne dessen Hilfe ich diesen Gipfel nicht bezwungen hätte. Seine Ruhe und Gelassenheit, seine immense Erfahrung am Berg, sein Seil, das mich während des Auf- und Abstieg gesichert hat und seine ermunternden Worte zur rechten Seite waren sehr hilfreich und absolut notwendig.

Erklommen habe ich den Gipfel letztendlich natürlich selbst, doch Markus war der richtige Helfer an meiner Seite.

Unsere Design Thinking Teams werden bei ihrer Besteigung zum nächsten Innovations-Gipfel daher auch nicht alleine gelassen, denn ein erfahrener Coach steht einem Team zu jedem Zeitpunkt eines Workshops oder eines Projektes mit Rat und Tat zur Seite.

Beispielsweise mit Aufmunterung, wenn dem Team das Vertrauen in die eigenen Ideen schwindet, mit beruhigenden Worten, wenn allzu viel Eifer eher hinderlich ist, mit den nötigen Werkzeugen oder dem „langen Seil“, das dem Team alle Freiheiten gibt, aber immer davor schütz, in den Untiefen des Innovations-Dschungels abzustürzen.

Ausdauer ist hilfreich und nötig

 

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Spätestens nach sechs bis sieben Stunden werden die Etappen lang und länger. Irgendwann schmerzen die Beine, die Luft wird knapp und knapper aber das schon lang ersehnte Etappenziel will sich einfach nicht zeigen am Horizont. Da ist dann echte Ausdauer erforderlich, denn Aufgeben gilt nicht und zur Not hilft ein wenig auf die Zähne beißen, ein Müsli-Riegel oder ein kräftiger Schluck aus der Wasserflasche. Und die Ausdauer lohnt sich spätestens dann, wenn ich auf dem gerade erklommenen Pass oder Gipfel vom lieben Wettergott wieder einmal mit phänomenalen Aussichten beschenkt werde.

Ausdauer ist also wichtig – am Berg genauso wie bei Design-Thinking-Projekten. Denn vor allem während eines längeren Projekten kann es Momente geben, in denen der Erfolg oder der echte Fortschritt auf sich warten lassen: wenn beispielsweise während der Recherche die wirklich zündenden Informationen noch nicht gefunden wurden, wenn beim Brainstorming „die eine“ Idee auf sich Warten lässt, oder wenn die konkrete Umsetzung des als gut befundenen Prototypen sich mehr und mehr in die Länge zieht, und die oder oder andere politische Hürde zu überwinden hat.

Und noch eine Gemeinsamkeit: bei aller Ausdauer sind Pausen erlaubt. So wie wir vor dem Gipfelsturm am Island Peak einen Ruhetag eingelegt haben, kann es auch gut und förderlich sein, Projektarbeit Projektarbeit sein zu lassen, und einfach mal eine Pause einzulegen und beim Team-Dinner, dem einen oder anderen Warmup oder dem Spaziergang an der frischen Luft neue Energie zu sammeln für den nächsten Ansturm auf den Innovations-Gipfel.

Raus aus der Komfortzone

 

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„The magic happens outside your comfort zone“ – diese Weisheit erwähne ich wohl zu Beginn eines jeden Design-Thinking-Workshops. Denn oft sind diese Tage dann für die Teilnehmer in der Tat ein ganz neues Erlebnis, das die bisher gekannte Arbeitsweise auf den Kopf stellt.

Während der Wochen in Nepal durfte ich meine Komfortzone des Öfteren verlassen. Sei es beim sehr steilen Gletscher-Aufstieg zum Island Peak, bei der Katzenwäsche mit eisigem Wasser am frühen Morgen oder dem teils sehr anstrengenden Tagesetappen, die mich bis zu 12 Stunden auf den Beinen gehalten haben.

Doch so herausfordernd das dann auch ab und an war – ich habe dadurch viel gelernt über mich, habe Gipfel bestiegen, die ich nicht für möglich gehalten habe und bin gestärkt zurück in meine waagerechte Komfortzone in Deutschland zurückgekehrt.

Und darum geht es auch bei unseren Design-Thinking-Workshops: dass unsere Teilnehmer auch jenseits der Arbeit an konkreten Produktideen ihre ganz persönliche (Arbeits-) Komfortzone ein kleines wenig verlassen. Um sich dabei neu zu erfahren, zu lernen und auch ganz persönlich ein kleines bisschen wachsen und inspiriert und gestärkt in den Arbeitsalltag zurückkehren.

Umdrehen ist keine Schande

 

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Auf dem Weg zum Gipfel des Island Peak wurde die Lust spätestens über 5000 Höhenmeter immer dünner. Zu dünn für drei meiner Mitwanderer. Und da mit der Höhenkrankheit nicht gespaßt werden sollte, hat unser Bergführer Markus entschieden, dass die Drei umkehren und ins Base Camp zurückwandern müssen. Doch Umdrehen ist in den Bergen keine Schande, sondern zeugt vielmehr von der nötigen Vernunft und Weitsicht.

Das trifft bei Gipfelbesteigungen im Himalaya sicherlich so zu wie bei dem einen oder anderen Design-Thinking-Projekt. Denn auch da gibt es durchaus Momente und Situationen, wenn Umdrehen bzw. eine komplette Neuausrichtung keine Schande, sondern die genau richtige Entscheidung ist.

Beispielsweise wenn sich die ursprüngliche Fragestellung als nicht zielführend erwiesen hat, wenn die anvisierte Nutzergruppe sich als nicht relevant herausstellt oder wenn sich die anfangs so enthusiastisch bewertete Idee bei ersten Tests als völlig unbrauchbar erweist.

Design Thinking im Himalaya

Mittlerweile bin ich wieder zurück im Büro-Alltag und Design Thinking findet nun wieder beispielsweise im AppHaus in Heidelberg statt. Wo ich mit unseren Kunden an deren Herausforderungen arbeite – mit mindestens genauso viel Verwegenheit, Ausdauer und einem guten Team an meiner Seite. Die Tage und Wochen im Himalaya werde ich aber nicht vergessen, worauf es auch bei Innovations-Gipfelerstürmungen ankommt und nicht nur am Island Peak.

Froh dabei zu sein

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Ich stehe kurz nach halb 9 am Morgen im departure room des International Airports in Kathmandu. Nach zwei Tagen in der nepalesischen Hauptstadt geht es nun endgültig über Delhi und Frankfurt zurück in meine Karlsruher Heimat.

Zusammen mit Ellen lasse ich mir die Sonne auf den Rücken scheinen, und schaue mir das bunte Treiben vor mir an. Denn der Raum ist völlig überfüllt mit Reisenden aus allen Herren Ländern und ich befürchte, dass sich das so schnell auch nicht ändern wird.

Wohl auf Grund „schlechter Wetterverhältnisse“ sind etliche Flüge verspätet oder gar ganz gestrichen. Der blaue Himmel draußen vor den milchigen Fenstern sieht für mich zwar nicht nach Schlechtwetter aus, aber auch unser Flug wird zuerst um 10 Minuten, dann um 30 Minuten und schließlich fast um zwei Stunden verschoben.

Gestern Abend haben wir noch einmal Abschied gefeiert – bei Bier und Pizza. Nach dem vielem Tee und dem fast täglichen Dhal Bhat war das nämlich unser absolutes Lieblingsmenü während unseres Aufenthaltes in Kathmandu.

Den Tag zuvor war ich noch mitten in der herrlichen Bergwelt rund um Lukla. Nach einer (fast) durchtanzten und dementsprechend kurzen Nacht heißt es frühmorgens aufstehen, ein letzten Mal den Schlafsack zusammenrollen und alles im duffle bag verstauen. Bei aller Vorfreude auf Zuhause fühle ich auch viel Wehmut, da unsere Reise nun dem Ende zu geht.

Das Packen geht aber fast von selbst, denn einerseits habe ich mittlerweile genügend Erfahrung und zum anderen fehlen nun all die Teile, die ich bei der Tombola den Trägern überlassen habe. Vor allem die schweren Bergstiefel schaffen Platz für Souvenirs und meine roten Turnschuhe werden mich sicherlich auch gut über die Straßen von Kathmandu bringen.

Die Träger verabschieden sich von uns mit den klassischen weißen Tüchern und sind sichtlich verlegen dabei. Wie ich erst jetzt erfahre, kommen alle Fünf aus dem gleichen Dorf, das sind in zwei zügigen Tagesmärschen erreichen werden. Ohne schweres Touristengepäck auf dem Rücken, aber so hoffe ich mit einem guten Lohn in der Tasche, und ein paar schönen Erinnerungen obendrein.

Der Flughafen in Lukla empfängt uns dann wieder mit der inzwischen wohlbekannten aber auch liebgewonnenen nepalesischen Variante von Ordnung und wie schon beim Hinflug stapeln sich in der kleinen Abflughalle Taschen, Material und die dazugehörigen Wanderer.

Wir bekommen Flug Nummer 3, dürfen aber in der eiskalten Halle noch fast eine Stunde warten. Dann aber nehmen uns wie schon beim Hinflug zwei sehr entspannte und wunderbar uniformierte Ray Bans und eine ebenso attraktive Stewardess in Empfang. Pradap´s Sitzgurt funktioniert leider nicht und er ist schon dabei sich von uns zu verabschieden. Ein pfiffiger Flughafenmitarbeiter löst das Problem aber dadurch, dass er den Gurt kurzerhand mit einem Stück Seil fixiert. Gefahr erkannt, Gefahr gebannt.

Mit viel Standgas und damit ordentlich Schwung gelingt uns dann ein mustergültiger Start und keine 15 Minuten später verabschiede ich mich mit einem leisen „Servus“ von den letzten Himalaya-Riesen, die langsam am Horizont verschwinden.

Und dann: Kathmandu! Zurück im großstädtischen Lärm und Chaos, das sich aber auf Grund des immer noch geltenden Benzinboykotts doch sehr in Grenzen hält. Auch die Hauptstadt zeigt sich im Festgewand und über all singen und tanzen kleinere und größere Gruppen. Die Tage wird das Ochsen-Fest, dass Kuh-Fest und das „Bruder & Schwester“-Fest gefeiert. Schelm, wer bei dieser Reihenfolge gewissen Ähnlichkeiten vermuten will.

Im Holly Himalaya machen Ellen und ich es uns dieses Mal eine Etage höher gemütlich, die heiße Dusche gibt es aber erst ab 18 Uhr. Bis dahin stürze ich mich zusammen mit Christian, Ellen, Andrea, Andreas und Miriam im ersten Italiener am Platz auf leckerste Pizza und Pasta. Ein Genuss!

Auf Empfehlung Markus´ wage ich mich danach zusammen mit Andreas nicht in die Hölle des Löwen, sondern in den Friseurladen von Pabu. Der nämlich schneidet und frisiert nicht nur wie ein Weltmeister, sondern verpasst müden Wandererschultern danach noch eine in der Tat sehr entspannende Massage. Da wird geklopft und gedehnt bis die Halswirbel knacken. Aber was soll ich sagen: danach fühle ich mich fast wie neu geboren und die Frisur und mein Bart sitzen auch ohne Dreiwettertaft.

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Gerade wird die Verschiebung unseres Fluges nach Delhi auf nun zwei Stunden angesagt, und ich werde langsam nervös, da wir dort nur gute zwei Stunden Aufenthalt haben. Aber andererseits: nach drei Wochen buddhistischer Gelassenheit lasse ich den Dingen ihren Lauf, und am Ende wird auch alles gutgehen.

Air India versucht die wartenden Passagiere mit Saft und Chips zu besänftigen, ich belasse es aber bei einem mineral water und einem letzten gemeinsamen Snickers mit Ellen.

Die zwei Tage in Kathmandu vergehen wie im Fluge. Ich hab viel Spaß beim ausdauernden Feilschen um die besten Souvenir-Preise und fülle den freigewordenen Platz in meinem duffle bag mit Masken, Buddhas, zwei Mandalas und etlichen Räucherstäbchen.

Bei einem Abstecher nach Little Tibet statten wir der durch das Erdbeben zerstörten aber auch schon wieder fast vollständig aufgebauten riesigen Stupa einen Besuch ab und haben eine interessante Führung durch eine Mandala-Schule. Das wunderschöne riesengroße Mandala aus Gold für 18.000 Dollar kaufe ich mir aber nach kurzer Umlegung doch nicht.

Zuvor darf ich noch ein echtes Highlight miterleben. Durch Vermittlung von Christian haben wir nämlich die Möglichkeit einer echten nepalesische Berühmtheit einen Besuch abzustatten. Denn Elisabeth Hawley gilt als the mother of Himalaya und hat seit dem Beginn der Bergexpeditionen in Nepal darüber Buch geführt . Die unzähligen Aktenschränke in ihrer Wohnung zeugen auf sehr sichtbare Weise davon, und in der Tat hat sie wohl mit allen berühmten und weniger berühmten Bergsteigern gesprochen.

Paradoxerweise war sie selbst den Bergriesen nie näher als Lukla, auf Grund der unzähligen Interviews hat sie aber wohl dennoch so ein riesiges Wissen über mögliche und unmögliche Expeditionen, dass sie in der Vergangenheit oft als Expertin zu Rate gezogen wurde, wenn es darum ging, herauszufinden, ob der eine oder andere Bergsteiger wirklich den Gipfel erreicht hat.

Die mittlerweile weit über 80-jährige Frau hat auch zu Jon Krakauer´s Version des Dramas am Mount Everest ihre Meinung, die sie uns mit viel bissigem englischen Humor auch sehr gerne mitteilt.

Zwei sehr interessante und spannende Stunden, die für mich den perfekten Abschluss unserer Reise darstellen.

Die erste Nacht in Kathmandu starten wir dann bei Bier und Pizza und beenden diese dann sehr sehr viel später in Sam´s Bar. Sam ist eine Österreicherin, die irgendwann der Liebe wegen nach Kathmandu ausgewandert ist und seitdem in Sam´s Bar einheimische und ausländische Nachtschwärmer begrüßt. Der Gin Tonic fließt in echten Strömen und wir haben unendlich viel Spaß. Nach dem dritten kräftigen und lauten Zicke-Zacke-Zicke-Zacke-Hoi-Hoi-Hoi meinerseits, bittet Sam aber ein wenig um Ruhe und gegen zwei Uhr in der Früh fallen wir alle ziemlich besoffen aber glücklich in unsere Betten.

Jetzt geht es doch tatsächlich los, und unser Flug nach Delhi steht zum Abflug bereit. Doch Air India verlangt mir und Ellen und unserer neu erlangten buddhistischen Gelassenheit einiges ab, denn direkt auf dem Rollfeld werden wir nochmals akribisch abgetastet und müssen sogar unsere Rucksäcke auspacken. Security first oder reine Schikane? Ich bleibe ruhig und hoffe nur, dass wir den Anschlussflug erwischen werden.

Und um eine lange Reise kurz zu Ende zu erzählen: Der Flieger in Delhi wartet auf uns, ich vertreibe mir die Zeit zurück nach Frankfurt mit Schlafen und dem einen oder anderen Film aus dem Bordunterhaltungsprogramm und nachdem wir in Frankfurt dann wirklich als allerletzter auch unser Gepäck vom mittlerweile gänzlich leeren Gepäckband stemmen können, haben wir es geschafft. Deutschland hat uns wieder.

Ich freue mich sehr darüber, dass mich Nils und Christian in Empfang nehmen und mich nach Hause kutschieren werden. Ich verabschiede mich innigst von Ellen, verspreche ihr hoch und heilig ihr meine Bilder schon Anfang der Woche zuzuschicken und nach zwei herrlichen Cheeseburger machen wir uns auf nach Karlsruhe.

Nach kurzem „Hallo“ zu den eigenen vier Wänden geht es aber gleich wieder zum Willkommensbier in die Venus. Die mich brechend voll begrüßt. Das „Helle“ schmeckt aber wunderbar und ich freue mich das eine oder andere bekannte Gesicht zu entdecken.

Ich bin aber doch sehr reisemüde, so dass ich den Zapfenstreich dieses Mal verpasse und da schon lange selig in meinem eigenen Bett träume: Von unvergleichlichen Tagen in Nepal, die mich herausgefordert haben, die mich reich beschenkt haben und die ich sicherlich nie vergessen werde.

Oder wie es der gute Philipp Poissel zu sagen pflegt: „Froh dabei zu sein!“ oder auch „es gibt im Leben viele Zeiten, das hier sind die Guten“.

Danke dafür!

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Party On

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So das wäre geschafft – fast wieder zurück in der Heimat. Wir sind glücklich und zufrieden in Lukla eingetroffen, dem Ausgangspunkt unserer so eindrücklichen Wanderung durch das Solu Khumbu.

Der letzte Tag auf den Beinen stand für mich im Zeichen des Abschied nehmen. Schon um 7 Uhr in der Früh hat Pradap uns zum Frühstück bestellt und ich bleibe standhaft und stärke mich auch heute mit einem leckeren tibetian bread with jam and honey.

Kurz nach 8 Uhr sind wir dann schon unterwegs und die morgendliche Frische vertreibe ich schon nach wenigen ersten Schritten. Zumal die Sonne schon über die Berggipfel blinzelt und uns auch heute wieder den ganzen Tag über begleiten wird.

Da wir den Weg schon vom Beginn unserer Tour kennen, gibt es keine größeren Überraschungen, allerdings sorgt die umgekehrte Perspektive das eine oder andere Mal für in der Tat neue Ansichten und ich bleibe ein ums andere Mal stehen und schau mich um.

Ich schau mir nochmals den Mount Everest an, wage mich wieder über die Hillary Bridge, die mir für einen kurzen Moment sogar ganz alleine „gehört“, bevor mich eine imposante Yak-Karawane zum Weitergehen auffordert.

Nicht bevor ich eine Gebetsfahne in der Mitte der Brücke anbringe und das eine Ende im Wind flattern lasse: für alle Daheimgebliebenen, auf das sie genauso luftig und leicht die Sonnenseiten des Leben genießen können.

Unsere vorgezogene Mittagspause machen wir auf der Gartenterrasse einer weiteren german bakery in Phakting und wir belassen es dieses Mal nicht bei einfacher cinnamon role sondern gönnen uns den schokoladigsten Schokoladenkuchen.

Der Rest unserer fidelen Wandertruppe hat es offensichtlich eiliger als ich, denn ich bewege mich fast den ganzen Tag am Ende. Ich nehme mir aber Zeit um Tschüss zu sagen, mache viele Fotos oder plaudere mit Pradap über vergangene und zukünftige Abenteuer. Seine Leidenschaft ist die Tierfotografie und er erzählt mir mit leuchtenden Augen von der demnächst anstehenden Foto-Safari, die er für Gleichgesinnte organisiert hat und die ihnen dann wenn alles gut geht sogar echte Schneeleoparden vor die Linse bringen wird.

Nach einer kurzen Teepause geht es dann auf die wirklich letzte Etappe, die ich zusammen mit Markus zurücklege. Und kaum zu glauben aber wahr: wir überholen sogar den einen oder anderen Träger, so höhentrainiert sind wir nun. Wir tragen aber natürlich auch weit weniger Gepäck, aber ich fühle mich schon gut trainiert und die letzte Steigung hinauf nach Lukla ist mehr Genuss als Anstrengung.

Um kurz nach 14 Uhr ist es dann soweit: ich schreite durch das bunt leuchtenden Tor kurz vor Lukla, dass sowohl Beginn als auch Ende des Nationalparks markiert, lasse eine lauten Jauchzer los und lasse mir von Markus zur erfolgreich bestandenen Tour durch das Solu Khumu gratulieren.

Nach und nach trifft auch der Rest ein, und so stellen wir uns zum letzten clearskies-Mannschaftsfoto direkt vor dem kunterbunten Tor auf. Viele strahlende und stolze Gesichter, denen aber die Anstrengungen der letzten Wochen durchaus anzusehen ist.

Auch an mir sich diese nicht spurlos vorbeigegangen. Mein rot-grauer Bart ist sicherlich länger denn je und ich habe wohl auch ein paar Kilogramm weniger auf den doch recht dünnen Rippen. Meine Wanderhose schlappert jedenfalls ganz schön um die Hüfte.

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Ich verteile meine restlichen Schoko-Rosinen-Vorräte an zwei kleine Mädels, die daraufhin erwartungsgemäß sämtliche Nachbarskinder alarmiert, dass es hier „was zu holen gibt“. Ich freue mich darüber, denn so finden auch die wenigen Müsliriegel, die ich noch auf Lager habe, freudige Abnehmer.

Heute ist wieder eines der vielen Feste, die sich für mich alle wie eine Mischung aus Fasching, Halloween, Weihnachten und Silvester anfühlen. Daher sind die Straßen erfüllt mit viel Musik und lachenden Menschen. Ich kann mir kaum eine schönere Willkommensstimmung vorstellen.

Am Abend feiern dann auch wird. Zusammen mit Pradap, Lawang, Naran und allen Trägern. Es gibt Dhal Bhat für alle, Freibier und eine sehr umfangreiche Tombola, bei der wir uns von zwar liebgewonnenen aber auch in die Jahre gekommenen Ausrüstungsgegenstände trennen. Die Träger freuen sich sehr darüber und ich lasse meine Hose, meine Jacke, zwei T-Shirts, eine Trinkflasche und meine Wanderstiefel zurück.

Ich sitze beim Essen zwischen den Trägern und auch wenn wir kein gemeinsames Wort sprechen können, fühlen wir uns wie eine großes Familie. Wir lachen, wir trinken – und wir tanzen. Und zwar wie wild!

Aber Feste muss man(n) feiern, wie sie fallen und wir haben allen Grund dazu finde ich. Als dann noch eine singende und tanzende Kindergruppe zustößt gibt es für mich kein halten mehr und ich werfe Jungs und Mädels durch die Luft, schieße aus der Hüfte etliche Selfies und lege mir sogar die Monstermaske von einem der Jüngsten an und hüpfe wie wild um den bollernden Ofen in der Mitte der „Tanzfläche“.

Der eindrucksvolle Stapel, aus gelehrten Bierdosen am Ende des Abends hat dann fast Island Peak Niveau und spricht Bände: schee war´s !

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Der Kreis schließt sich

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Zurück in Namsche Bazar. Der Kreis schließt sich also und wir sind zurück in der Sherpa-Hauptstadt, die sich so phänomenal an die steilen Bergwände anlehnt.

Gestern starteten wir in Chukung in fast 5000 Metern Höhe, und der Abstieg ging erwartungsgemäß schneller als der Aufstieg.

Zur Mittagszeit verabschiede ich mich vom Island Peak, der uns tags zuvor so wohlgesonnen war, mit einer phänomenalen cinnamon role und einem ebensolchen Cappuccino, den wir in der french bakery in Dingboche genießen dürfen.

Schon interessant zu sehen und zu erleben, was sich in den fünf Jahren seit meinem letzten Besuch alles geändert hat. In 2010 war wifi im Prinzip nicht vorhanden, allenfalls das eine oder andere Internet-Cafe mit nicht viel mehr als Modem-Geschwindigkeit. Echter Kaffee? Fehlanzeige! Und heute gibt es Kaffee und Internet wie bei uns meist sogar in Kombination. Im Grunde kann ich gut auf all das auch verzichten, wenn es dann dennoch verfügbar ist, ist das wahrer Luxus, über den sich die geplagte Wandererseele durchaus freut.

Die Wege werden wieder breiter, die karge Vegetation der letzten Tage allmählich von Sträuchern und Büschen abgelöst und spätestens hinter Pangboche sind wir zurück auf der Everest-Autobahn.

Und wie auf jeder Autobahn gibt es dann auch wieder mehr Verkehr und uns kommen mehr und mehr tapfere Wanderinnen und Wanderer entgegen, die das meiste von dem, was wir schon bewältigt habe, noch vor sich haben.

Etliche ziemlich verschwitzt, mit knallrotem Kopf und wie wild keuchend – da wurde wohl bei dem einen oder anderen die richtige und nötige Akklimatisation vergessen.

Das Everest base camp kann der geneigte Wanderer in 7-10 Tages-Programmen buchen, doch dann bleibt für eine langsame und schrittweise Annährung an die extreme Höhe kaum Zeit. Mit unkalkulierbaren Folgen für die Gesundheit.

In Pangboche legen wir unsere Nachtruhe ein und bevor ich mich meinem (fast) alltäglichen Dhal Bhat widme, machen Markus, Ellen, Georg und ich noch einen kleinen Nachmittagsspaziergang zum örtlichen Kloster.

Da es mittlerweile sehr nebelig geworden ist, wird das dann ein fast schon mystischer Ausflug. Vorbei an endlosen Reihen von verblassen, bunten oder strahlend weißen Mani-Steinen. Ellen und ich legen beim Rückweg jeweils einen Stein dazu, als kleine Dankschön für die geglückte Island Peak Besteigung.

Wie so oft in den letzten Tagen und Wochen entdecken wir wieder Reste der Erdbebenschäden aus dem Frühjahr und wieder erklingt das für mich so typische Geräusch des nepalesischen Wiederaufbaus – das Hämmern der unzähligen Steineklopfer.

Zurück in der Lodge setzten wir nach dem Abendessen unser fast tägliches UNO-Turnier fort. Dieses Mal bleibt es für mich jedoch beim Pech im Spiel – lassen wir uns überraschen, ob das in nächster Zeit die sprichwörtlichen Folgen haben wird.

Der Tag heute folgt der fast gleichen, sehr angenehmen Rezeptur. Mittagspause in einer Bäckerei mit leckerer cinnamon role und ebensolchem Cappuccino. Dazu einen Schluck Kultur beim Besuch des großartigen Klosters in Tengboche, einem der spirituellen Zentren der Buddhisten in Nepal.

Auch hier sehen wir die Folgen des Erdbebens, die aber fast schon alle wieder beseitig sind. Da waren wohl viele freiwillige Helfer am Werk, die sich dadurch vielleicht auch ein wenig göttlichen Beistand erarbeiten wollen.

Wir unterhalten uns mit dem klösterlichen Hausmeister, der viel Wissenswertes über das Kloster zu erzählen hat. In seiner über 400-jährigen Geschichte wurde es beispielsweise schon dreimal komplett zerstört. Durch Feuer oder Erdbeben und jedes Mal wieder grösser und schöner neu aufgebaut. Es leben 30 Mönche im Kloster, die aber oft unterwegs sind.

Die Gebetshalle ist wunderschön und ganz frisch und farbenprächtig mit den mir schon bekannten Szenen aus Buddhas Leben ausgemalt.

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Am Eingang des Klosters gibt es zudem einen der Sage nach Original-Fußabdruck von Buddha zu bewundern, den dieser beim Meditieren im 16.Jahrhunder hier vor Ort in einem Stein zurückgelassen hat. Es gehört allerdings ganz viel Fantasie dazu, diesen zu entdecken, aber wenn die katholische Kirche Holzstückchen als Teil des Kreuzes von Jesus als Heiligtum verehrt, kann der Buddhist in Nepal auch sehr gerne heilige Fußabdrücke sehen, wenn er dies denn will.

Auch heute verhüllt ein dichter Nebel schon am frühen Nachmittag die ansonsten herrlich grüne Bergwelt um uns herum, so dass ich die letzten zwei Stunden auf dem Weg nach Namche in mir und im Nebel versunken zurücklege.

Einen ersten Blick auf die Hillary Bridge lässt die nebelige Suppe um mich herum aber zu, doch darüber wird es erst am nächsten Tag gehen.

In Namsche begrüßt und dann wieder The Nest, die Lodge, aus der wir vor über zwei Wochen zu unserem Bergabenteuer aufgebrochen sind. Schön finde ich es, wieder zurück in der Zivilisation zu sein. Inklusive der schon gehuldigten deutschen Bäckerei, spielenden Kindern vor dem Schulgebäude und unzähligen Shops und Läden, in denen es einfach alles und noch mehr gibt.

Fürs Souvenirs fehlt mir aber im Augenblick noch die rechte Motivation, das werde ich in wenigen Tagen in Kathmandu in aller Ausführlichkeit nachholen. Stattdessen widme ich mich dem free wifi in der german bakery. Das heutige Passwort entspricht exakt dem heißen und wohlschmeckenden Getränk vor mir, so dass sogar ich mir das gut merken kann und problemlos ins weltweite Netz eintauche.

Die Ausgeh-Crew diskutiert die Frage, wer wann und wo den neuen James Bond anschauen möchte und Gina verkauft redesign YOU gerade an VW in Wolfsburg. Der Alltag blinzelt um die Ecke, noch virtuell aber bald auch ganz real. Und das ist auch gut so, denn ich freue mich schon sehr auf Zuhause.

Zum Abendessen teilen wir uns den großen dining room mit gefühlten 300 Japanern, die laut schnatternd die Lautstärke im Raum zu ungeahnten (Gipfel-) Höhen treiben.

Ich bleibe schon der Tradition wegen bei Dhal Bhat, es gibt schließlich nicht mehr allzu oft die Gelegenheit dazu das nepalesische Nationalgericht so schmackhaft und inklusive Nachschlag zu genießen.

UNO bleibt heute ungespielt und nach einer Genuss-Zigarette mit Katrin verkrieche ich mich schon recht früh in mein so liebgewonnenes Schlafsackpardies.

Ich habe mit meinen wackeren Mitstreiterinnen und Mitstreitern in den letzten fast drei Wochen gut 170 Kilometer und weit mehr als 15.000 Höhenmeter zurückgelegt. Da schlafe ich müde und zufrieden ein und träume von …. mal sehen, vielleicht werde ich bei Gelegenheit noch davon berichten.

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