Der Kreis schließt sich

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Zurück in Namsche Bazar. Der Kreis schließt sich also und wir sind zurück in der Sherpa-Hauptstadt, die sich so phänomenal an die steilen Bergwände anlehnt.

Gestern starteten wir in Chukung in fast 5000 Metern Höhe, und der Abstieg ging erwartungsgemäß schneller als der Aufstieg.

Zur Mittagszeit verabschiede ich mich vom Island Peak, der uns tags zuvor so wohlgesonnen war, mit einer phänomenalen cinnamon role und einem ebensolchen Cappuccino, den wir in der french bakery in Dingboche genießen dürfen.

Schon interessant zu sehen und zu erleben, was sich in den fünf Jahren seit meinem letzten Besuch alles geändert hat. In 2010 war wifi im Prinzip nicht vorhanden, allenfalls das eine oder andere Internet-Cafe mit nicht viel mehr als Modem-Geschwindigkeit. Echter Kaffee? Fehlanzeige! Und heute gibt es Kaffee und Internet wie bei uns meist sogar in Kombination. Im Grunde kann ich gut auf all das auch verzichten, wenn es dann dennoch verfügbar ist, ist das wahrer Luxus, über den sich die geplagte Wandererseele durchaus freut.

Die Wege werden wieder breiter, die karge Vegetation der letzten Tage allmählich von Sträuchern und Büschen abgelöst und spätestens hinter Pangboche sind wir zurück auf der Everest-Autobahn.

Und wie auf jeder Autobahn gibt es dann auch wieder mehr Verkehr und uns kommen mehr und mehr tapfere Wanderinnen und Wanderer entgegen, die das meiste von dem, was wir schon bewältigt habe, noch vor sich haben.

Etliche ziemlich verschwitzt, mit knallrotem Kopf und wie wild keuchend – da wurde wohl bei dem einen oder anderen die richtige und nötige Akklimatisation vergessen.

Das Everest base camp kann der geneigte Wanderer in 7-10 Tages-Programmen buchen, doch dann bleibt für eine langsame und schrittweise Annährung an die extreme Höhe kaum Zeit. Mit unkalkulierbaren Folgen für die Gesundheit.

In Pangboche legen wir unsere Nachtruhe ein und bevor ich mich meinem (fast) alltäglichen Dhal Bhat widme, machen Markus, Ellen, Georg und ich noch einen kleinen Nachmittagsspaziergang zum örtlichen Kloster.

Da es mittlerweile sehr nebelig geworden ist, wird das dann ein fast schon mystischer Ausflug. Vorbei an endlosen Reihen von verblassen, bunten oder strahlend weißen Mani-Steinen. Ellen und ich legen beim Rückweg jeweils einen Stein dazu, als kleine Dankschön für die geglückte Island Peak Besteigung.

Wie so oft in den letzten Tagen und Wochen entdecken wir wieder Reste der Erdbebenschäden aus dem Frühjahr und wieder erklingt das für mich so typische Geräusch des nepalesischen Wiederaufbaus – das Hämmern der unzähligen Steineklopfer.

Zurück in der Lodge setzten wir nach dem Abendessen unser fast tägliches UNO-Turnier fort. Dieses Mal bleibt es für mich jedoch beim Pech im Spiel – lassen wir uns überraschen, ob das in nächster Zeit die sprichwörtlichen Folgen haben wird.

Der Tag heute folgt der fast gleichen, sehr angenehmen Rezeptur. Mittagspause in einer Bäckerei mit leckerer cinnamon role und ebensolchem Cappuccino. Dazu einen Schluck Kultur beim Besuch des großartigen Klosters in Tengboche, einem der spirituellen Zentren der Buddhisten in Nepal.

Auch hier sehen wir die Folgen des Erdbebens, die aber fast schon alle wieder beseitig sind. Da waren wohl viele freiwillige Helfer am Werk, die sich dadurch vielleicht auch ein wenig göttlichen Beistand erarbeiten wollen.

Wir unterhalten uns mit dem klösterlichen Hausmeister, der viel Wissenswertes über das Kloster zu erzählen hat. In seiner über 400-jährigen Geschichte wurde es beispielsweise schon dreimal komplett zerstört. Durch Feuer oder Erdbeben und jedes Mal wieder grösser und schöner neu aufgebaut. Es leben 30 Mönche im Kloster, die aber oft unterwegs sind.

Die Gebetshalle ist wunderschön und ganz frisch und farbenprächtig mit den mir schon bekannten Szenen aus Buddhas Leben ausgemalt.

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Am Eingang des Klosters gibt es zudem einen der Sage nach Original-Fußabdruck von Buddha zu bewundern, den dieser beim Meditieren im 16.Jahrhunder hier vor Ort in einem Stein zurückgelassen hat. Es gehört allerdings ganz viel Fantasie dazu, diesen zu entdecken, aber wenn die katholische Kirche Holzstückchen als Teil des Kreuzes von Jesus als Heiligtum verehrt, kann der Buddhist in Nepal auch sehr gerne heilige Fußabdrücke sehen, wenn er dies denn will.

Auch heute verhüllt ein dichter Nebel schon am frühen Nachmittag die ansonsten herrlich grüne Bergwelt um uns herum, so dass ich die letzten zwei Stunden auf dem Weg nach Namche in mir und im Nebel versunken zurücklege.

Einen ersten Blick auf die Hillary Bridge lässt die nebelige Suppe um mich herum aber zu, doch darüber wird es erst am nächsten Tag gehen.

In Namsche begrüßt und dann wieder The Nest, die Lodge, aus der wir vor über zwei Wochen zu unserem Bergabenteuer aufgebrochen sind. Schön finde ich es, wieder zurück in der Zivilisation zu sein. Inklusive der schon gehuldigten deutschen Bäckerei, spielenden Kindern vor dem Schulgebäude und unzähligen Shops und Läden, in denen es einfach alles und noch mehr gibt.

Fürs Souvenirs fehlt mir aber im Augenblick noch die rechte Motivation, das werde ich in wenigen Tagen in Kathmandu in aller Ausführlichkeit nachholen. Stattdessen widme ich mich dem free wifi in der german bakery. Das heutige Passwort entspricht exakt dem heißen und wohlschmeckenden Getränk vor mir, so dass sogar ich mir das gut merken kann und problemlos ins weltweite Netz eintauche.

Die Ausgeh-Crew diskutiert die Frage, wer wann und wo den neuen James Bond anschauen möchte und Gina verkauft redesign YOU gerade an VW in Wolfsburg. Der Alltag blinzelt um die Ecke, noch virtuell aber bald auch ganz real. Und das ist auch gut so, denn ich freue mich schon sehr auf Zuhause.

Zum Abendessen teilen wir uns den großen dining room mit gefühlten 300 Japanern, die laut schnatternd die Lautstärke im Raum zu ungeahnten (Gipfel-) Höhen treiben.

Ich bleibe schon der Tradition wegen bei Dhal Bhat, es gibt schließlich nicht mehr allzu oft die Gelegenheit dazu das nepalesische Nationalgericht so schmackhaft und inklusive Nachschlag zu genießen.

UNO bleibt heute ungespielt und nach einer Genuss-Zigarette mit Katrin verkrieche ich mich schon recht früh in mein so liebgewonnenes Schlafsackpardies.

Ich habe mit meinen wackeren Mitstreiterinnen und Mitstreitern in den letzten fast drei Wochen gut 170 Kilometer und weit mehr als 15.000 Höhenmeter zurückgelegt. Da schlafe ich müde und zufrieden ein und träume von …. mal sehen, vielleicht werde ich bei Gelegenheit noch davon berichten.

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