Ein Gespräch mit Winfried Kretschmer von changeX über die richtige Fragen.
Herr Gürtler, haben Sie eine gute Einstiegsfrage für ein Interview zum Thema „Fragen“?
Das ist eine gute Frage …
… fragen wir so: Gibt es beim Design Thinking einen besonderen Ansatz, um gute Fragen zu formulieren? Fragen Sie anders?
Zuallererst fragen wir überhaupt einmal, beziehungsweise hinterfragen die uns gestellte Frage. In unseren Design-Thinking-Projekten investieren wir am Anfang viel Zeit, um die Frage respektive das zu lösende Problem besser zu verstehen. Das ist ein ganz wichtiger Schritt, der oftmals ausgelassen wird. Zu oft machen wir uns sofort daran, nach der Lösung suchen. Aber es ist meist effektiver, schon viel früher anzusetzen und erst einmal herauszufinden, worum es eigentlich geht: Was ist überhaupt die Frage? Was ist das zu lösende Problem?
Was heißt das – dieser Schritt wird ausgelassen?
Na ja, typischerweise läuft es in Firmen doch so, dass das Management sagt: „Hier, macht mal das und das“, und alle rennen los – ohne eine klare Vorstellung von dem Problem zu haben, um das es eigentlich geht.
Wir haben in Design-Thinking-Workshops eine wunderbare Einstiegsübung mit der Aufgabe, die ideale Geldbörse zu gestalten. Klingt auf den ersten Blick vielleicht trivial und wenig herausfordernd, aber bei dieser Übung erkennt man schnell, wie unklar die Aufgabe gestellt ist. Denn was eine ideale Geldbörse ist, ist natürlich eine extrem unscharfe Frage. Was heißt „ideal“? Möglichst billig in der Herstellung? Möglichst klein? Möglichst bunt? Möglichst flexibel? Und abgesehen davon, für wen soll diese Geldbörse dann ideal sein? Für den Hersteller? Für den Besitzer? Für den Taschendieb?
Offensichtlich taugt diese Frage also nicht wirklich als Startpunkt, und die Gefahr ist groß, dass am Ende aufgrund dieser Unklarheiten eine Lösung entsteht, die eben nicht das eigentliche Problem löst.